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DJ Patex

DJ Patex

DJ Patex – DJ Patex war eine Schlüsselfigur des Hamburger Nachtlebens und der Subkultur. In dieser Folge würdigen wir sie und ihre Musik. Hier reinhören und Popfilter abonnieren! DJ Patex‘ einzigartiger Platz in der Hamburger Subkultur spiegelt sich in der Ehrung wider, die ihr am 3. Juni 2023 zuteil wurde.

Der Unbestechlichkeitspreis wurde an diesem Tag zum zweiten Mal von der Golden Poodle Foundation verliehen. „Eine Auszeichnung für diejenigen, die Kunstwerke um ihrer selbst willen schaffen und nicht, um die Interessen von Unternehmen oder Regierungen zu fördern.“

Wedler, 1973 in Würzburg geboren, erlangte Anfang der 2000er Jahre als feste Größe in der Hamburger Pudelclubszene Bekanntheit. Zunächst spielte sie Bass im Trio mit Knarf Rellöm und Viktor Marek. Patex trat mit den beiden als gefragter Sänger und Keyboarder auf, egal ob die Gruppe nun Shi-Sha-Shellöm, Knarf Rellöm Trinity oder A Tribe Called Knarf hieß.

Auf dem neuesten Rellöm-Album Kritik der Leistungsgesellschaft heißt es vernichtend: „Die Mieten sind zu hoch!“ Öffentlichen Begegnungsorten räumte sie große Bedeutung ein. Als Teenager gab sie Konzerte im freien Würzburger Kulturzentrum AKW. Sie schrieb und arbeitete für linke Publikationen wie die Schweizer WOZ und die deutsche taz. Für sie waren Begegnungsorte von entscheidender Bedeutung.

Als Mitglied des Hamburger Kollektivs Planbude (bestehend aus Aktivisten, Architekten und Sozialarbeitern) erlebte sie in den 2000er Jahren die Neugestaltung des Areals rund um die ehemaligen Esso-Gebäude auf der St. Pauli-Reeperbahn.

Patex gründete sein „offenes, gemeinschaftlich arrangiertes“ Popprojekt School Of Zuversicht, zu dessen jüngsten festen Mitgliedern Tillamanda und Joachim Schütz zählen. Im Sommer 2021 erschien das zweite Studioalbum der Band mit dem Titel „Anthing is to Doubt“ (freie Übersetzung von Karl Marx). Auf dem Album finden sich elegante Pop-Tracks wie „Nur weil du mir deine Wunden gezeigt hast, bist du noch lange nicht mein Heiler“ und „Schwimmbad der Empathie“.

Trotz Pandemie und enormer physischer Einschränkungen brachte Patex dieses außergewöhnliche Werk auf die Bühnen im ganzen Land. So offen, so glatt, so eindringlich – und doch so verdammt cool – wird Patricia Wedler im deutschsprachigen Pop schnell unersetzlich.

Aus dem Nebel konnten sie nichts herausholen. Der Kapitalismus funktioniert nicht, und all diese Schlupflöcher auch nicht. Sie organisierte lieber ihre eigenen heterotopischen Räume und opferte dafür bis zu ihrem Lebensende alles. Jens Friebe, ein Berliner Musiker und einer ihrer Bewunderer, twitterte: „Lehrerin der Zuversicht, der nicht stumpfen, sondern messerscharfen Lebensfreude.“

Eine atemberaubende Präsenz

Patex war einschüchternd, egal ob er auftrat oder sich hinter dem Vorhang am DJ-Pult im Pudelclub versteckte. Wie schön, dass Judith Rau 2021 mit Carsten „Erobique“ Meyer, Meister der Wasserorgel, zusammenarbeitete, um das Musikvideo zu ihrem Song „Hinter dem Hügel“ im Hamburger Park Planten un Blomen zu drehen.

Man kann immer in Patex' verspiegelte Sonnenbrille schauen und sein Grinsen sehen. Alles ist gut, mein lieber Patex. Deine klugen „Randnotizen aus Idiotenstadt“ werden uns sehr fehlen. Auch kostenlose Dinge haben ihren Preis.

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Als ich vom Tod von Patex erfuhr, fühlte ich mich in eine magische Zeit im Winter 2009 zurückversetzt. Die Hamburger Bewegung „Recht auf Stadt“ veranstaltete eine Besetzungsparty im leerstehenden Kaufhaus Frappant in Hamburg-Altona.

Im Erdgeschoss herrschte reger Betrieb und zur Besetting Party gab es eine All-Star-Band aus dem Golden Pudel Club, bestehend aus Rocko Schamoni, Jacques Palminger, Viktor Marek, Erobique und einigen anderen. Sie schafften es, den gesamten Saal, der sich vor der Bühne dicht an dicht drängte, in ihren Bann zu ziehen.

Sie brachte den Saal zum Schweigen, verblüffte das Publikum, rief die Truppen zusammen und führte sie durch sanftes Singen und Tanzen zum Sieg. Jeder, der sie wie ich vorher als Backgroundsängerin kannte, war erstaunt, wie mühelos sie berühmt wurde. Nach dem Auftritt sagte sie: „Ich brauche ein großes Publikum.“ Das ist etwas, was ich kann: „Dann kann ich das hier.“

DJ Patex, eigentlich Patricia Wedler, geboren in Würzburg und Anfang der 2000er Jahre nach Hamburg gezogen, war eine der Personen, die im Rampenlicht groß rauskommen konnten. Sie war viele Jahre Mitglied der Band Knarf Rellöm, spielte dort Bass und war als Backgroundsängerin tätig.

Dennoch hat es die Popkultur der Stadt in den letzten zwei Jahrzehnten maßgeblich geprägt. Wie die Beschwerden von Pudel Club, Kampnagel, ByteFM, Dutzenden Bands und politischen Initiativen belegen, war Patex bei allen beliebt.

Liebe, Freude, Glück und gegenseitiger Respekt

Patex war Sänger, Bassist, Produzent, Musikjournalist, Mitglied des Pudel-Kollektivs, Stadtforscher und Aktivist und engagierte sich mit Gruppen wie der Planbude für die Beseitigung des Verfalls des Esso-Häuser-Viertels auf St. Pauli.

In jeder dieser Rollen verfolgte sie warmherzig, aber auch hartnäckig den konkreten Utopismus, der den linken Pop-Underground Hamburgs antreibt: die Idee, dass Kunst Orte schaffen kann, an denen alle Menschen mit Würde behandelt werden und wo Dialog, Zusammenarbeit, Ekstase herrschen und Liebe gedeihen kann. Sei kein Individuum, sondern gestalte die Gruppe.

Was auch immer die Verdienste der sogenannten Hamburger Schule waren, aus der in den 1990er Jahren Bands wie Blumfeld, Die Sterne und Tocotronic hervorgingen, Patex betrachtete sie als „Schule des Vertrauens“. Ihre Gruppe, bekannt als „Solo“, war ein informelles Kollektiv von Musikerkollegen, die ihnen halfen, ihre Songideen zum Leben zu erwecken.

„An alles ist zu zweifeln“, das zweite Album von School of Confidence, erschien Anfang des Jahres und wurde von Kritikern für Patex‘ tiefe Stimme gelobt, die zugleich selbstbewusst und beunruhigend wirke. Elegisches Pop-Tagebuch einer Künstlerin, die sich mit ihrem eigenen Verschwinden beschäftigt; Anspielungen auf Bob Dylan, Joseph Beuys und Sister Sledge sind allgegenwärtig.

Wo ich nie war und nie hingehen werde. Patex singt in Behind the Hills, ein anderer Songtitel heißt I fall with joy und in Urban Molecule singt sie: „Und wenn ich am Ende nichts wäre – aber.“

2017 erhielt Patricia Wedler die Diagnose Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), seither ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen. Die Krankheit hinderte sie nicht daran, Musik zu machen, im Gegenteil, sie schien sie zu inspirieren und voranzutreiben. Sie stand auf, machte sich auf den Weg und machte Musik. Ralf Köster vom Pudel Club sagt: „DJ Patex hat in den letzten Wochen bei jedem, wirklich jedem hörenswerten Konzert in Hamburg mitgetanzt.“

Warum nicht, was soll sie denn sonst machen, ihre Hardware, um wieder schreiben zu können, ist noch nicht genehmigt, das liegt leider an der Bürokratie.“ Patex, der sich kaum bewegen konnte, wünschte sich, er könnte durch Augenbewegungen kommunizieren. Ein neues Album mit neuen Texten sei auch etwas, das sie interessierte. Leider ist dieser Zeitpunkt verstrichen.

Zehn Tage vor ihrem Tod verlieh ihr das Pudel-Kollektiv den Unbestechlichkeitspreis, bei der Zeremonie war sie anwesend. Sie starb in der Nacht zum 14. Juni in Hamburg. DJ Patex war Resident-DJ im Golden Pudel Club, Musiker (School of Zuversicht, Knarf Rellöm) und Aktivist und eine wichtige Figur der Hamburger Subkultur. DJ Patex ist nun nach langer Krankheit gestorben. Wir erinnern uns an sie in Popfilter.

DJ Patex heißt mit bürgerlichem Namen Patricia Wedler und stammt ursprünglich aus Würzburg. Dort machte sie sich als DJ und Konzertveranstalterin einen Namen. Später lernte sie den Hamburger Musiker Knarf Rellöm kennen und zog Anfang der 2000er Jahre in die Hansestadt.

Sie wird die Resident-DJ des Pudel Clubs sein und ist zusammen mit Viktor Marek fester Bestandteil der zahlreichen Projekte von Knarf Rellöm (um nur einige zu nennen: Knarf Rellöm mit der Shi Sha Shellöm, Knarf Rellöm Trinity und A Tribe Called Knarf). Referenz-Pop. Nach 2005 trat DJ Patex mit ihrer eigenen Musik ins Rampenlicht.

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