Oliver Pocher Zeugen Jehovas Eltern – Auf Oliver Pocher ist als Komiker immer Verlass. Seit 1999 arbeitet er für den Musiksender Viva und lässt seitdem nicht locker. Der 44-Jährige hat scheinbar nie einen schlechten Tag und an Schlagfertigkeit mangelt es ihm nie. Doch nicht immer war es so unbeschwert und angenehm für ihn. Oliver Pocher hat eine dunkle Vergangenheit mit einer religiösen Sekte. Er war Zeuge Jehovas.
Schreckliche Jugend
Die Eltern des berühmten Schauspielers sind gläubige Zeugen Jehovas. Als höchst umstrittene religiöse Gruppe halten sie sich an strenge Regeln. Auch Oliver Pocher war schon vor seinem 18. Lebensjahr ein engagiertes Mitglied der Gruppe und klopfte sogar an fremde Türen, um das Evangelium zu verbreiten. Heute bezeichnet er sich selbst als Atheist. Doch die schlechten Erinnerungen an seine Jugend bleiben ihm erhalten.
Vor einiger Zeit gab er in der Sendung „Pocher und Papa unterwegs“ zu, dass die Zahl der Geschenke, die er von seinen Eltern bekommen habe, recht gering gewesen sei, weil bei den Zeugen Jehovas weder Geburtstage noch Weihnachten gefeiert würden. Statt Geschenken habe er Geld spenden müssen. Seine Eltern hätten ihn zum Vermieter gemacht. Er sei ständig zum Bankautomaten gelaufen. Im weiteren Verlauf des Comics wurde dem Protagonisten klar, dass er seinen Eltern finanziell mehr geholfen habe, als sie ihm.
Er war erst 17 Jahre alt, als er als Versicherungsvertreter 1.000 Mark im Monat verdiente und über 400 davon als Miete an seine Eltern abtreten musste. Für seinen Vater Gerhard ist das eine Selbstverständlichkeit. Da er glaubt: „Du kennst das Sprichwort: Hauptsache, du steckst mir die Füße unter den Tisch“, können wir davon ausgehen, dass er in beiden Lagern mit einem Fuß steht. Einfach ausgedrückt war dies eine pädagogische Übung.
Bei der Aufzucht des eigenen Nachwuchses
Oliver Pocher ist mittlerweile stolzer Vater von fünf Jungs. Mit seiner Ex-Frau Alessandra Meyer-Wölden hat er eine Tochter und Zwillingssöhne. Seine aktuelle Frau Amira Pocher ist die Mutter seiner beiden kleinen Söhne. Zudem sollen die Kinder eine radikal andere Erziehung erfahren als er, frei von den strengen Regeln der Zeugen Jehovas. Für ihn sei das anders, weil, wie er erklärt, bei seinen Kindern «Begabungen im Spiel sind».
Trotzdem beschränkt er sich auf zwei Playstations pro Woche und kann es sich nicht verkneifen, darüber Witze zu machen. Aber der Moderator weiß nicht, wie er mit seinen Kindern viel Spaß haben kann, egal wie humorvoll er ist. Zumindest in den Augen der breiten Öffentlichkeit. Er ist Vater von fünf Kindern, aber im Gegensatz zu vielen anderen Prominenten sind seine Kinder nicht in der Unterhaltungsbranche tätig. Vertraulichkeit ist von größter Bedeutung.
Gemeinsam mit Oliver Pocher sen.
Über 23 Jahre ist es her, dass er kein Zeuge Jehovas mehr ist. Auch wenn Oliver Pochers Erziehung durch die Religion zeitweise behindert wurde, scheint er mittlerweile damit im Reinen zu sein. Identisch mit seinem Vater Gerhard Pocher. Trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten über die Zeugen Jehovas verstehen sich die beiden vor der Kamera hervorragend. Auch ihre RTL-Show „Pocher und Papa on Tour“ ist in der zweiten Staffel ein Riesenerfolg.
Allerdings spielt auch der religiöse Hintergrund des Vaters eine Rolle. „Es gibt immer Streit, deshalb gab es auch das eine oder andere, was ihm nicht gefiel oder was er nicht gleich richtigstellen wollte“, sagt Oli. Die Dreharbeiten verliefen jedoch reibungslos. Das zeigt, dass die beiden Jungs trotz ihrer häufigen Meinungsverschiedenheiten wie eine Familie miteinander umgehen und sich gegenseitig unterstützen.
Gedanken zum Amoklauf in Hamburg
Auf Instagram sprach der Komiker am Freitagnachmittag über die acht Todesopfer in Hamburg. In Gemeinschaftsräumen von Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf der Hansestadt waren am Donnerstagabend sieben Menschen ums Leben gekommen. Philipp F., der Hauptverdächtige, soll sich nach der Tat das Leben genommen haben. Der Polizist gab zu, viele Jahre lang Zeuge Jehovas gewesen zu sein, bevor er vor rund zwei Jahren aus dem Glauben austrat. Pocher hat Erfahrung in der religiösen Welt, denn er wuchs als Zeuge Jehovas auf.
Auf Instagram teilte der Komiker mit: „Mehr gibt es zu diesem Thema vorerst nicht zu sagen, außer allen Betroffenen mein tiefstes Beileid. Den Familien, die Angehörige verloren haben und denen, die diese grauenhafte Tat miterlebt haben.“ Der Schauspieler sei zudem den Polizisten dankbar, „dass sie so schnell reagiert haben“, sagt er. Die Ersthelfer seien am Vorabend wenige Minuten nach den ersten Notrufen am Tatort eingetroffen.
Wahrscheinlich konnten dadurch weitere Todesfälle verhindert werden. Eine meiner beiden Töchter hatte überhaupt kein Interesse an Religion und verließ schließlich die Kirche. Trotzdem hatte sie als Kind keine schlimme Vergangenheit. Meine Töchter hatten nichts, was sie brauchten, aber ich weiß, dass es Kinder gibt, denen es schlechter ging. Sie hatten immer einen Platz zum Schlafen und etwas zu essen.
Man kann in einer Religion aufwachsen, ohne diesen Glauben unbedingt als seinen eigenen anzunehmen. Der Glaube erfordert von jedem Gläubigen Taten. Das ist es, was ich meinen Nachkommen immer mitgegeben habe. Sie glaubten, was ich ihnen sagte, aber sie mussten die Arbeit selbst tun. Viele Menschen gehen davon aus, dass der Glaube natürlich ist, obwohl das in Wirklichkeit nicht der Fall ist.
Bisher wusste ich nicht, warum ich das alles voller Glauben geschrieben habe. Nun, jeder kann sein Leben so leben, wie er es für richtig hält. Natürlich sollte er immer darauf achten, dass dies mit seinen Werten übereinstimmt. Meine beiden Mädchen sind beide Klassenbeste. Die ganze Klasse trifft sich zu Ausflügen an den See, ins Kino und zum Schlittschuhlaufen. Unser Führungsstil hat uns zu Neidobjekten gemacht. Meine Schüler besuchen mich gerne, auch wenn ich ihnen einige Einschränkungen auferlege.