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Johannes Erlemann Bruder

Johannes Erlemann Bruder

Johannes Erlemann Bruder –Schließlich kam der Tag, an dem wir uns alle einig waren, dass die Dreharbeiten stattfinden mussten, und hier bin ich, Erlemann. Die endgültige Anzahl der Geschichten war zu hoch, um sie in einen einzigen Spielfilm zu packen. Sonst wäre es ein sehr unglaubwürdiger Film geworden. Es gibt viele Fälle, in denen die Realität die Fiktion überschattet hat. Das Geld meiner Eltern zu nehmen und nach Costa Rica zu verschwinden, um davon zu leben, mag Ihnen komisch erscheinen. Tatsächlich passiert das, aber niemand glaubt uns.

In diesem Sinne, so Ferres, sei das Angebot von RTL perfekt gewesen. Unser erstes Ziel war es, einen unterhaltsamen, lockeren Film für einen Abend zu machen. Die Bertelsmann Content Alliance stellte dann die Ressourcen zur Verfügung, mit denen wir einen fiktionalen Spielfilm, eine Dokumentation, einen Podcast und ein Buch erstellen konnten, die diesem kolossalen Thema gerecht werden.

Erlemann: Seitdem ich erwachsen bin, läuft alles wie am Schnürchen, auch wenn ich die Vergangenheit nicht ganz verarbeiten kann. Manche Leute haben Sachen gesagt wie: „Mensch Johannes, du hast dein Leben lang in den Trümmern gestanden und das super gemacht.“ Warum sprichst du das jetzt an? Im Moment bin ich mittendrin. Wie ich das später wieder in den Schlamm stecken soll, ist mir auch ein Rätsel. Nach einer Weile wird mir klar, wie sehr ich es bereue, das Projekt ablehnen zu müssen.

Erlemann: Der Beginn dieses Projekts setzte die Ereignisse in Gang, die meine Lebensgeschichte neu schrieben. Auf Deutsch: Vielen Dank! Ohne Veronica hätte ich es wohl kaum geschafft. Es war ein echter Glücksfall, dass wir uns zufällig begegnet sind. Anstatt mich selbst zu testen, um zu sehen, ob ich die Geschichte voranbringen kann, beschloss ich, mich zurückzulehnen und zu sehen, wohin sie führt.

Die Einsätze hätten nicht höher sein können. In meinem Fall war ich zunächst nicht begeistert vom Start von RTL, aber jetzt bin ich dem Sender so dankbar, dass ich es getan habe. Es wurden keine Maßnahmen ergriffen, ohne mich vorher zu konsultieren, und das war auch nicht der Fall. Wow, das ist fantastisch!

Für mich, Ferres, war es entscheidend, dass das Produktionsteam so zusammengestellt wurde, dass alle Beteiligten John genauso respektierten wie ich. Erlemann: Es war nicht so, dass ich vier Wochen lang hart gearbeitet, die Geschichte erzählt und das Projekt dann an jemand anderen übergeben habe. Als ausführender Produzent des Films war es mir ein Anliegen, so viel Eigenes wie möglich einzubringen.

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In den meisten Fällen, aber insbesondere in den Nervenszenen, haben wir auf ein Höchstmaß an Authentizität abgezielt. Dazu habe ich eine dramatische Inszenierung verwendet, um die Abfolge der Ereignisse zu illustrieren und zu demonstrieren, die zur Befreiung unserer Hauptfigur (Cecilio Andresen, Anm. d. Red.) geführt haben. So etwas hat es noch nie zuvor gegeben. Es war eine bemerkenswert lebensechte Szene.

Ferres: Darin finden Sie Johns einzigartige Erkenntnisse und die Früchte seiner jahrelangen Forschung. Sein Sinn für Humor und seine ansteckende Lebensfreude haben mich vom ersten Moment an beeindruckt. Ich habe mich oft gefragt, wie er das schafft, trotz all dessen, was er durchgemacht hat. Aber so war er schon immer: Kurz bevor sie ihn entführten, drückten Johannes‘ Entführer ihm ein Tuch auf den Mund, um ihn am Atmen zu hindern.

Mit kaum mehr als einer gedanklichen Handbewegung wendete er die Situation. Ein Traumatherapeut, den wir für den Film konsultierten, behauptet, John habe die Situation gerettet, indem er die Führung übernahm, sein Ego losließ und genau wusste, wohin er gehen musste. Er ist erst 18 Jahre alt! Doch seine bedrohliche Stärke fasziniert mich unendlich. Indem er sowohl Opfer als auch Ermittler verteidigt, nimmt John eine Führungsposition ein.

Dennoch besteht Erlemann darauf, dass sich nicht alles um ihn dreht. Dieser Film liefert ein starkes Argument. Die schlimmsten Krisen, sagt Erlemann, können überwunden werden. Vielen Menschen fällt es schwer, nach einem Trauma wieder Kontakt zu anderen aufzunehmen. Das gilt auch für mich; es ist Jahre her, dass ich mit meiner Mutter ein ernstes Gespräch über unser Schicksal geführt habe.

Für mich ist es nicht genug, wenn Menschen einfach nur miteinander reden; ich möchte sie dazu motivieren und inspirieren. Ich bete dafür, dass andere Überlebende die Kraft finden, konstruktiv mit ihrem Trauma umzugehen, statt sich in Verleugnung zurückzuziehen.

Zudem zielt der Film auf romantische Interessen ab. Als Außenstehender, der sich mit einer solchen Geschichte befasst, kann man nicht anders, als sich hilflos und hilflos zu fühlen. Guter Rat wird einen in dieser Situation wahrscheinlich teuer zu stehen kommen. In vielen Fällen reicht es schon aus, auf das Opfer zuzugehen, um Hilfe zu leisten.

Ich habe jedes überarbeitete Skript ausgedruckt und auf den Tisch gelegt. Alles wurde in Gesprächen mit mir geklärt. Das ist das schlimmste Ergebnis, das für eine Produktionsfirma möglich ist. Ehrlich gesagt macht das kaum jemand. Veronica hat diese Last jedoch auf sich genommen, um der Sache gerecht zu werden.

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Ferres: Persönliche Freiheiten können in der Regel eingeschränkt werden. Filmemacher haben dann freie Hand, in ihren erfundenen Universen zu tun, was sie wollen. Der Endnutzer erhält selten Einblick in die Arbeit im Entstehen.

Aber so gehe ich nicht an eine Situation heran. Johannes war in jeden Aspekt des Entstehungsprozesses involviert. Aufgrund der Breite der Geschichte müssen wir mehrere Nebenhandlungen erkunden und dabei alle vier unserer Grundsätze im Auge behalten. Das bedeutet, dass der fiktionale Film das Publikum dazu anregt, den nicht-fiktionalen Film anzuschauen. Wieder bietet sie neue Einblicke in ein Thema, die über den Podcast oder das Buch hinausgehen.

Nein, auch „das Buch zum Film“ werde nicht veröffentlicht, sagte Erlemann. Keines der Projekte sei abhängig von den anderen. In diesem Podcast diskutieren wir über die verschiedensten Themen, unter anderem darüber, wie die letzten zwei Jahre für mich waren. Die Mitarbeit am kreativen Prozess hat mich tiefgreifend verändert. Das Leuchten in meinen Augen hat sich verändert.

WESER-KURIER: Wie sehr haben Sie darüber nachgedacht?

Es steht zu viel auf dem Spiel, um es nicht zu versuchen, Erlemann. Die Worte meines verstorbenen Vaters hallten oft in meinen Ohren wider: „Wenn du es nicht getan hättest, wirst du nie wissen, wie es gewesen wäre.“ Erlemann: Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Ehrlich gesagt war es immer mein Umfeld, das mich zweifeln ließ.

Einmal rief mich am späten Nachmittag ein Nachbar an und sagte: „Johannes, ich habe deine Kinder allein auf der Straße gesehen!“, während sie draußen spielten. Da kam es so weit, dass ich nur noch sagen konnte: „Ja, das könnte es sein.“ Es ist lächerlich, im Vorfeld so unvorsichtig zu sein. Leider ist mein Vater kein Helikopter-Typ. Es wäre schrecklich, meine Kinder dieser schrecklichen Tortur auszusetzen. Wenn ich sie nicht voneinander hätte trennen können, hätte ich nie Kinder bekommen können.

STRESSVIER JAHRE WESER-KURIER: Wo waren Sie die letzten zwei Jahre, Frau Ferres? Ferres: Johannes‘ Arbeit als Filmemacher war körperlich und geistig anstrengend. Im Vergleich zu ihm hatte das Projekt für mich, glaube ich, nicht so viel Einfluss. Ich habe viel Zeit und Mühe investiert, um Johannes die beste Besetzung und Crew für diesen Film zur Verfügung zu stellen.

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Erlemann: Der Auslöser dafür ist ihre Toleranz mir gegenüber. Trotz all meiner Bemühungen gab es immer wieder Zeiten, in denen ich mehrere Projekte gleichzeitig leitete und die Dinge außer Kontrolle gerieten. Gelegentlich konnte ich nicht alle Erwartungen erfüllen. Außerdem gab es Tage, an denen ich einen kompletten freien Tag brauchte, zum Beispiel am Tag nach der Entlassungsumstellung. Aber das habe ich dank des Projekts gelernt. Erst vor kurzem wurde mir klar, wie wenig ich über dieses Thema wusste.

Ferres, das war ein großer Aufwand meinerseits. Pläne wurden erstellt und Zeitfenster gesichert. Trotzdem konnte ich Johannes‘ Pausen immer erklären, verteidigen und auch sonst verstehen. Mein typischer Schlafrhythmus ist zumindest zeitweise gestört. Als ich John das erste Mal traf, sagte er zu meiner Überraschung: „Ich schlafe schlecht.“

Nachts, wenn ich versuche zu schlafen, kann ich nur noch daran denken. So haben wir vor allem in der Anfangszeit unseres Kennenlernens hauptsächlich nachts Nachrichten ausgetauscht. Seitdem leide ich unter Schlaflosigkeit. Ein paar Stunden vor Abschluss des Projekts kam Johannes auf mich zu, sah mich kurz an und sagte dann: „Ich kann wieder schlafen.“ Ich war überwältigt von Dankbarkeit und Überraschung und fand keine Worte, um das auszudrücken.

„Wie sind wir hierher gekommen?“, fragt der WESER-KURIER verdutzt.

Das hätte ich nie gedacht, Erlemann. Dazu trug auch die Expositionstherapie bei, die ich während der Dreharbeiten durchlief. Ich leide seit über vierzig Jahren unter wiederkehrenden Albträumen.

Aber trotzdem konnte ich keine Mängel feststellen. Verglichen mit den Kämpfen anderer Überlebender war dies ein kleineres Problem. Die schädlichen Auswirkungen von Schlafmangel und nächtlichen Unterbrechungen auf die Gesundheit sind offensichtlich. Die letzten zwei Jahre waren in dieser Hinsicht heilsam. Mein persönlicher Albtraum wurde gelindert, indem ich ihm direkt gegenübertrat. Ich habe das Gespräch von gestern Abend bis heute fortgesetzt.

WESER-KURIER: Ich nehme also an, Sie haben eine Selbsttherapie gemacht

Erlemann: Die Beweise deuten in diese Richtung. Psychologen haben keine Ahnung, wie sie mich überhaupt analysieren sollen. Ich lerne nichts aus Büchern. Heute habe ich mich damit abgefunden, dass ich ein kompletter Außenseiter bin. Nach Abschluss dieses Projekts überlege ich ernsthaft, aus genau diesem Grund wieder an die Uni zu gehen und Psychologie zu studieren. Das scheint mir die logische Weiterentwicklung zu sein.

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