Ailtons Vermögen – Ailton ist mit seiner Familie in seine Heimatstadt Bremen an der Weser zurückgekehrt. Bei einem Besuch in seinem Elternhaus erklärt der ehemalige Werder-Stürmer seine Entscheidung.
Zurück im zweiten Haus
Wer zu Ailton gelangen will, muss einige Stufen erklimmen. Etage eins, Ebene zwei und eine dritte über eine Drehtreppe. Hoch oben sitzt der Patriarch des Hauses und man hört ihn lachen: „Viele Treppen.“ Ab Mitte September wird Ailton Bremen erneut fehlen. Einen erneuten Wechsel nach Werder hat er nicht vollzogen, seine Familie jedoch in die Hansestadt entwurzelt. Während Ailton sich in Dallas einen Namen machte, verdient er sein Geld mittlerweile in Deutschland.
Das Leben hier ist grundsätzlich angenehmer. Der Arbeitsweg war für mich weniger attraktiv geworden. Und die Daheimgebliebenen sollen mitkommen, damit wir alle mehr gemeinsame Zeit verbringen können“, mischt sich der Werder-Star ein. Der 47-Jährige hat Pulli, Sporthose und Hausschuhe ausgepackt und macht es sich auf der neuen Couch gemütlich. Seine Wohnung im Hornkiez ist hell und luftig, im Dachgeschoss mit Balkon, aber dennoch ein wenig kahl: Neben dem Fernseher steht ein großes weißes Regal mit vielen Fächern, und fast alle sind leer.
Einziger Bruch mit der Norm ist ein Foto von Ailton und Rosalie. Wir sind erst vor kurzem eingezogen, Rosalie wird dafür sorgen, dass es toll aussieht, sagt er. Das macht sie gern. Zu Hause gehe ich essen und schlafen. Ailton kichert… Wenn es nach ihm ginge, würde nichts an den Wänden hängen und keine Bücher in den Regalen stehen. Ich bin ein bescheidener Typ. Ehrlich gesagt ist mir das egal. Seine Trikots und Trophäen lagern in Brasilien, nicht in seinem Bremer Wohnzimmer, wie manche vielleicht annehmen, aber: „Ich bin kein großer Sammler.“
„ Kürzlich ist ihm zufällig ein altes Bayern-Trikot von Lothar Matthäus in die Hände gefallen. 1999 hatte er mit dem Rekordtorschützen des Landes das Trikot getauscht. Eine wahre Legende, aber fast hätte ich sie vergessen. Ailton tippt sich an den Kopf und sagt: „Die Erinnerungen sind wichtiger, die sind alle hier drin, ich schaue mir Sachen aus der Vergangenheit nicht so oft an.“
WERBEMASSNAHMEN
Der Brasilianer betont, dass die größte Veränderung für ihn die tägliche Anwesenheit seiner Großfamilie sei. Diese hat seinen Sohn Ailton Jr. sowie die Töchter Alexandra und Estella mit nach Bremen gebracht. Sowohl Maria, Rosalies älteste Tochter aus einer früheren Beziehung, als auch Briseida, ihre jüngste Tochter, sind in den USA geblieben. Ailtons Umzugswunsch war nicht neu. In Deutschland ist er mit seinen Rollen als Werbefigur, TV-Gaststar und emotionaler Kanon für Werders Traditionsmannschaft ziemlich ausgelastet.
Ailtons Reichtum als Fußballprofi ist längst öffentlich bekannt. Mittlerweile kennt ihn jeder mit Namen, was ihn zu einem begehrten Werbeträger macht. Und Ailton Goncalves da Silva ist in Bremen so bekannt wie nirgendwo sonst. Alle Einheimischen erkennen ihn. Er ist ein Doppelgänger. Das ist die Torwart-Kanone! Stellen Sie sich vor, Sie hätten das beim FC Bayern kennengelernt. Nun ist Ailton zurück in der Metropole, die ihn 2004 so herzlich empfangen hat. Er hätte stattdessen nach Berlin gehen können, aber er entschied sich für Bremen.“
„Ich kenne die Stadt gut und habe hier viele Freunde.“ Die Menschen in der Stadt kennen Ailton und er wird oft kontaktiert. Autogramme zu geben und für Fotos zu posieren ist für mich nichts Ungewöhnliches. Es ist eine Ehre für mein Engagement bei Werder.
Ailtons Nettovermögen: 10 Millionen € (geschätzt)
WERDER BEGINNT MIT DEM TRAINING IHRER TÖCHTER
Ailton erwähnt auch den leichten Übergang für seine Kinder, die schon oft in Bremen waren. Alexandra könnte bald in die Fußstapfen ihres Vaters treten und ein Werder-Trikot überstreifen. In den USA spielte die 18-Jährige für die Fußballmannschaft der South Garland High School und trainiert jetzt mit Werders Reserve-Frauenteam. Auf dem Feld hat Alexandra nichts mit ihrem Vater gemeinsam, denn Ailton verabscheute früher genau das, was sie heute so gerne tut: verteidigen.
So sehr sich der Trainer auch bemühte, die Stürmerin ließ sich einfach nicht davon überzeugen, in der Abwehr zu spielen. Doch Alexandra ist außergewöhnlich: „Sie kann in der Innenverteidigung oder auf der Sechserposition spielen, ist extrem stark im Eins-gegen-Eins“, wie Ailton es ausdrückt.
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Und wie geht es Werder und Ailton derzeit? Jetzt, wo der fünftbeste Torhüter des Vereins wieder in Bremen ist, könnte er der Mannschaft sogar etwas bringen. Ailton schweigt sich dazu aus: „Meine Verbindung zu Werder ist fantastisch. Ich würde gerne etwas tun, wenn jemand Interesse hat oder Bedarf dafür sieht.“ Konkret ist bisher aber noch nichts passiert. Ailton deutet an, dass er vielleicht als Agent für südamerikanische Talente arbeiten möchte. Eine repräsentative Rolle für die Mannschaft als Botschafter.
Sein enger Freund Claudio Pizarro war in aller Munde. Er spielt nicht mehr für den SV Werder, sondern für den FC Bayern. Ailton seufzt und genießt seinen Kaffee. Ich fände es eine tolle Idee, wenn Claudio und ich als Botschafter des Vereins auftreten würden. Obwohl wir viel für Werder geleistet haben, hat uns der Verein auch sehr unterstützt, insbesondere in unseren ersten Jahren in Deutschland. Von 1999 bis 2001 haben Ailton und Pizarro als Angriffsduo „Pizza-Toni“ viele Tore für Werder geschossen.
Die Freundschaft zwischen den beiden besteht seit vielen Jahren. Regelmäßig gehen sie essen, wenn Pizarro in Bremen zu Besuch ist, zuletzt am Geburtstag des ehemaligen Werder-Trainers Jürgen Born. Ansonsten werden sie als ehemalige Fußballfans weiter anrufen und abwägen, was sie tun. Ailton sagt: „Ich denke an ein Benefizspiel mit Claudio, Giovane Elber, Kevin Kuranyi und anderen.“ „Vielleicht in Bremen oder München“, sagt er.
VERSCHIEBUNGEN aufgrund von Corona
Ein Plan, dessen Umsetzung bis zum Ende der Corona-Pandemie warten muss. Auch Werders Stammmannschaft sitzt derzeit aus. Schade, merkt Ailton an. Wie sie sagen: „Es macht immer viel Spaß.“ An der Wand im Flur hängt ein riesiges Bild von Ailton im Werder-Trikot bei der Oldenburger Hallenmeisterschaft. Auch wenn es nicht mehr so rasant zugeht wie früher, hat der „Kugelblitz“ noch immer ein Näschen fürs Netz und jedes Jahr feiert die gesamte Arena sein Fortbestehen. Er behauptet, dass „nichts passiert“, wenn Ailton nicht da ist.
Allerdings trainiert Ailton derzeit mit der Mannschaft eines Freundes, da er keine großen Events besuchen kann. „Solange mein Körper es zulässt, werde ich weiter Fußball spielen. Ich muss das haben, ich muss etwas tun.“ Ailton behauptet, er habe drei Angebote von Uni-Vereinen bekommen. „Aber ich bin mir einfach nicht sicher. Wenn ich zusage, muss ich jede Woche wiederkommen, auch wenn es sonntags eiskalt ist und ich lieber zu Hause im Pyjama bleibe.“ Das Bremer Klima, ein sensibles Thema für unsere südamerikanischen Freunde. Regentropfen werden vom Wind ins Wohnzimmer geweht.
Eine haushohe Fichte wiegt sich im Herbstwind. Während Ailton seine Umgebung in sich aufnimmt, ruft er: „Wunderschön!“ Das meint er natürlich nicht so. Durch den langen Flug von Brasilien in die kalten Winter Deutschlands verpasste er oft den Trainingsbeginn. Und mittlerweile sagt er weiter: „Ich habe mich an das Klima angepasst. Das weiß man ja schon, wenn man nach Deutschland zieht.“ Manchmal wünscht sich Ailton, er wäre wieder in Brasilien, hätte daheim eine Ranch voller Pferde. Er sagt ganz ehrlich: „Ich vermisse meine Pferde.“
Während Ailtons Schlagworte und sein „Ailton-Deutsch“ für einen Lacher gut sind, wird seine ernste Seite immer deutlicher, je länger man mit ihm spricht. Ailton behauptet, er habe darüber nachgedacht, nach Bremen zu ziehen. Das ist ein logischer nächster Schritt. Für mich ist dieser Ort wie ein zweites Zuhause geworden. Ja, absolut.
über eine Million
Der frühere Spitzenreiter Ailton hatte bei Bekanntwerden der Schuldenvorwürfe erklärt, er habe sein Vermögen für teure Klamotten und Immobilien verprasst. Nun strebt er das Amt des Bürgermeisters an. Im Dezember 2010 kommt der 37-jährige Ailton im Nissan Sentra vorgefahren. Im italienischen „Salentino“ in Hamburg holt er seine SPORT BILD ab. Sein Auftreten ist ruhig und zurückhaltend. Selten hat er einen witzigen Spruch auf Lager. Und wenn doch, wirkt er gequält. Der Brasilianer scheint über etwas Ernstes nachzudenken.
Den fröhlichen Ailton von einst gibt es nicht mehr. Die Gerüchte, er sei pleite, haben Ailton zutiefst getroffen. Der frühere Bundesliga-Torschützenkönig mit 28 Toren in der Saison 2003/04 und Titelheld bei Werder Bremen spielt heute in der Regionalliga Nord für den FC Oberneuland. „Ailton hat Schuldenprobleme“, titelte BILD vergangene Woche. Mehrere Gläubiger forderten mehrere Hunderttausend Euro, hieß es. Auch bei Mobilfunkanbietern und Autolosen soll er noch Schulden haben, die er nicht bezahlt habe.