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Filiz Tasdan Alter

Filiz Tasdan Alter

Filiz Tasdan Alter – Filiz Tasdan ist eine in Berlin lebende Stand-up-Comedian. Nach einem Zwischenstopp als Werbetexterin entdeckte sie vor fast zwei Jahrzehnten ihre wahre Berufung in der Komik. Sie begann Jingles für Supermarkt-Werbedisplays zu schreiben und diese Praxis verbreitete sich in ganz Deutschland. Werbekampagnen umfassten unter anderem ihre damaligen Idole Olli Dittrich und Harald Schmidt.

Nachdem sie zu viele unbezahlte Überstunden gemacht und zu viele deprimierende Weihnachtsfeiern auf Sylt besucht hatte, beschloss sie, sich als Autorin und Produzentin für Comedy Central, Shapira Shapira und Late Night Berlin selbstständig zu machen. Vor drei Jahren begann sie in Berlin als Stand-up-Comedian zu schreiben und aufzutreten.

Sie ist seit Kurzem bei StandUp 44 und trat bei Nightwash und Comedy Centrals Roast Battle auf. Die heutigen Comedy-Diskussionen sind hitzig und kontrovers. Feinfühlige und dennoch urkomische Stand-up-Comedy wird in Berlin auf eine Weise an ihre Grenzen gebracht, wie man sie nirgendwo sonst in Deutschland erlebt hat. Wie clever kann das sein? Dies ist ein Bericht von Finn Holitzka.

Wenn ein Komiker auf der kleineren Bühne des Mad Monkey Room in Berlin auftritt, einem der beliebtesten Stand-up-Comedy-Lokale der Stadt, können die Zuschauer ihn sagen hören: „Heute habe ich es wirklich geschafft.“ Killing ist ein Slang-Wort in der Theaterwelt für „eine gute Leistung abliefern“. Es bringt die Leute zum Lachen. Das Gegenteil ist „Er ist echt mies“. Oder: „Das ist wirklich übertrieben.“

Einer, der auch außerhalb des Corona-Lockdowns regelmäßig abräumt, ist Filiz Tasdan. Die gebürtige Kreuzbergerin, heute 38 Jahre alt, tritt seit drei Jahren unter anderem im Mad Monkey Room im Prenzlauer Berg und im Deriva in Neukölln auf. Kurz genug, um noch ein gut gehütetes Geheimnis zu sein, aber lang genug, um sich in einer Comedyszene mit über zwei Dutzend Nachwuchs-Comedians und ein paar Gelegenheitskomikern und Biertrinkern einen Namen gemacht zu haben.

Berlin ist die Heimat der Stand-up-Comedian Filiz Tasdan. Fotograf: Mathis Burmeister
Berlin ist die Heimat der Stand-up-Comedian Filiz Tasdan. Ihre Strategie lautet: „Schnell denken, prägnant ausdrücken“ oder so ähnlich. Fotograf: Mathis Burmeister
Tasdan, charakterisiert durch dunkle Augen und ein zurückhaltendes Auftreten, ist ein Markenzeichen in der Werbewelt.

Die Worte von Axel Springers Lieblingsslogan „Es heißt Erfolg, nicht Erfolg“ klingen ihr noch von Zeit zu Zeit in den Ohren. Tasdan glaubt, dass es tatsächlich eine gute Schule für komödiantische Techniken gibt. Lernen Sie, schnell und prägnant zu denken, indem Sie „zielgerichtetes Schreiben“ üben.

Boddinstrasse etwa beschreibt sie als „die hysterische Schwester vom Kotti“. Tasdans Absicht war zunächst, auf Werbung zu verzichten und sich stattdessen auf Comedy zu konzentrieren. Doch was dem im Weg stand, war mehr als nur eine Pandemie. Selbst Psychosen sind kein Thema.

Wenn es um Stand-up-Comedy geht, ist Berlin ein ganz großer Player. Und das in einer Zeit, in der die Comedy-Szene so aktiv ist wie nie zuvor. Das liegt zum einen daran, dass deutschsprachige Stand-up-Comedians dank der Verbreitung von „Open Mics“ Berlin zu ihrer Heimat gemacht haben. Und zum anderen daran, dass die kritische Auseinandersetzung mit Humor weltweit auf einem Allzeithoch ist.

Was in Comedy-Kreisen einst selbstverständlich war, wird heute in Frage gestellt. Humor sei in Deutschland «kaum noch ohne Beilage oder Debatte im Feuilleton zu finden», schreibt Comedy-Experte und Journalist Bernhard Hiergeist.

Ist es komisch, dass der deutsche Satiriker und Professor Dieter Nuhr die afrodeutsche Schriftstellerin Alice Hasters fälschlicherweise in den USA verortet und ihr Buch als „rassistisch“ und „pseudointellektuell“ bezeichnet? Darf sich Serdar Somuncu noch immer auf den Ersten Verfassungszusatz berufen, wenn er Schwarze als N**** bezeichnet, wie er es letztes Jahr in einem Podcast für den RBB tat? Ist die Österreicherin Lisa Eckhart eine urkomische Doppelagentin oder nur eine einfache Judenwitzboldin?

Kaum eine Woche vergeht in letzter Zeit ohne eine Diskussion über ethische Dilemmata und das Konzept der „Cancel Culture“. Kürzlich erklärte der Moderator der Sendung Julius Stück im deutschen Radio: „Über Humor reden wir nur, wenn es ein Problem damit gibt.“ Jetzt können wir nach Berlin schauen, wenn es um kluge, intelligente und urkomische Komödien geht.

Die meisten Stand-up-Comedy-Shows von Felix Lobrecht wurden in Berlin produziert und sind jetzt auf Netflix verfügbar. Im Oktober letzten Jahres war dieser Trend bei der Verleihung des Deutschen Comedypreises, einer traditionell eher steifen Branchenpreisverleihung, spürbar. Tatsächlich wurden zwei Künstler als Meister ihres Fachs ausgezeichnet, und ihre Arbeit hat viel mehr mit anspruchsvoller Stand-up-Comedy gemeinsam als mit dem üblichen Sendeplan um 20 Uhr.

Als beste Komikerin ging die Schweizerin Hazel Brugger hervor, die höchste Auszeichnung erhielt Felix Lobrecht aus der Gropiusstadt. Auch wenn er durch Poetry Slams und Podcasts bekannt wurde, ist sein Erfolg ohne die Berliner Laienbühnen kaum vorstellbar. Stand-up-Comedian Felix Lobrecht hat den Umstieg auf Netflix erfolgreich gemeistert.

Filiz Tasdan Alter: 40 Jahre alt

Die Berliner Comedy-Szene hat eine andere Auffassung von Stand-up als das, was man im deutschen Fernsehen sieht. Laut Tasdan „ist es nicht das, was man normalerweise in deutschen Comedys sieht, wo jemand Witze über seine Fehler macht.“ Die meisten Leute würden das mit den Amerikanern in Verbindung bringen.

Ihr Ansatz entspricht der landläufigen Meinung in den USA oder Großbritannien. Seit 2012 läuft die englischsprachige Stand-up-Bühne „We Are Not Gemüsed“ im Sameheads in Neukölln und erfreut sich bei der Berliner Expat-Community seit langem großer Beliebtheit.

Sterngucker aus Großbritannien und den USA

Wenn man mit Berliner Stand-up-Comedians spricht, hört man oft, dass sie englischsprachige Künstler (von denen viele autobiografische Ansätze verwenden) als „Fixsterne“ bezeichnen. Nehmen wir zum Beispiel den rassenkritischen afroamerikanischen Komiker Dave Chapelle. Oder die Australierin Hannah Gadsby, die 2017 in der mittlerweile ikonischen Show „Nanette“ über ihre Homosexualität sprach.

Es dauerte eine Weile, bis Tasdan begriff: „So etwas gibt es nur in Amerika“, sagt er. Doch dann sah ich diese beiden Jungs, die es auf Deutsch hip aussehen ließen und dachte: „Das könnte ich einfach mal versuchen.“ Kawus Kalantar und Daniel Wolfson heißen die Jungs mit Vornamen. Zwei Menschen, ohne die sich die Berliner Stand-up-Szene, wie wir sie heute kennen, wohl nicht entwickelt hätte.

Kawus Kalantar in der Mad Monkey Bar: Immer mehr Trainingsflächen. Am 12. Januar 2015 findet in der Neuköllner Kneipe Lagari Berlins erstes deutschsprachiges Comedy Open Mic statt. „Wir waren noch nicht gut und am Anfang waren es vor allem Freunde und ein ehemaliger Lehrer, die kamen“, sagt Wolfson jetzt. Doch die Bewegung hatte da schon begonnen.

Zu den Moderatoren Wolfson und Jozwiak gesellten sich bald Comedians wie Kawus Kalantar. Sie waren vom Erfolg der ersten „Bam!“-Produktion so begeistert, dass sie rasch mit den Folgephasen begannen. Schon nach gut einem Jahr konnten sie vier bis fünf Mal pro Woche in Berlin auftreten – unbezahlt und meist nur vor kleinem Publikum, dafür aber mit der ständigen Möglichkeit zu proben und Bühnenerfahrung zu sammeln.

Heute rät Kawus Kalantar: „Stellen Sie sich vor, es ist wie beim Fußball: Sie können nicht besser werden, wenn es keinen Platz gibt, wo Sie Tore schießen und spielen können.“ Und plötzlich gab es vier verschiedene Orte, vielleicht sogar mehr, an denen wir trainieren konnten.

Vor der Ausgangssperre konnten Komiker ihre „Stücke“, also längere Abschnitte zu einem einzigen Thema, mehrmals am Tag und an verschiedenen Orten aufführen und ihr Material dann je nach Reaktion des „Testpublikums“ umschreiben, überarbeiten oder verwerfen.

Berlin ist die Stadt, in der Originalität großgeschrieben wird, denn nirgendwo sonst in Deutschland kann man so oft auftreten wie in dieser Stadt. So sieht sich zumindest die Szene in der Hauptstadt. Die Stadt Berlin hat eine lange Tradition des subversiven Humors.

Subversiver Humor ist in Berlin schon lange vorherrschend. In den 1920er Jahren dominierten Burlesque-Stars wie die lesbische Sängerin Claire Waldoff das Abendprogramm, die Lieder von Kurt Tucholsky vortrug. Zugleich erreichte der parodistische Witz der «Comedian Harmonists» seinen Höhepunkt. Drei von ihnen waren Juden, wie viele Humoristen der Zeit.

Die Nazis lähmten in den 1930er Jahren den Kunstbetrieb; 1935 wurde Werner Finck, Leiter der Kabaretttruppe Katakombe, ins Konzentrationslager Esterwegen deportiert. Es dauert eine Weile, bis der Berliner Humor nach dem Krieg wieder aufkommt, und das unter den wachsamen Augen der Alliierten. Der Nachkriegshumor ist ein Markenzeichen der Entnazifizierung.

Im Westen entstanden Ensembles mit demokratischem Bildungsauftrag („Die Stachelschweine“, 1949), im Osten ein kommunistisches Gegenkabarett („Die Distel“, 1953). In der geteilten Stadt, in der es damals tatsächlich kalte Winter gab, blühte die Unfreundlichkeit Berlins und bildete einen markanten Kontrast zu Gegenden wie dem Rheinland, wo die Menschen für ihre besondere Dummheit bekannt waren.

Der Historiker Lothar Binger schrieb um die Jahrtausendwende: „Der Lokalwitz ist teilweise so krass aggressiv, dass es fast unmöglich ist, eine Pointe zu erkennen.“ Der Humor in Berlin hat sich abwertende Begriffe wie „Kraut“ und „Schnoddrig“ zu eigen gemacht, wie Autoren wie Max Goldt und der Gestaltwandler Kurt Krömer (einer unserer Berlin-Helden 2020) zeigen. Ein anarchischer und selbstironischer Ton prägt auch die Arbeiten junger Social-Media-Humoristen wie der Autorin Ilona Hartmann, die ihre Witze auf Twitter abfeuert.

Die Berliner Stand-up-Comedy-Szene ist trocken, fies und blutig. Es dürfte also nicht verwundern, dass die heutige Generation die Berliner Stand-up-Comedy für notorisch trocken, gemein und verdorben hält. «Es ist ein sarkastischer und schwarzer Humor.» Comedian Aurel Mertz, der in seiner eigenen ZDF-Jugendsitcom «Funk» mitspielt, behauptet, dass «die Künstler hier kleine 'Act-outs' machen, anders als in Köln.»

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