Cem Uzans Vermögen – Cem Uzan ist ein türkischer Geschäftsmann und Politiker, der in den Bereichen Medien und Banken tätig ist und auch den Vorsitz der sozialliberalen Jungen Partei (GP) innehat. Unternehmer. Geboren am 26. Dezember 1960 in Adapazar, Türkei. Cem Uzans Vermögen wird auf fast 1,2 Milliarden Euro geschätzt.
Das Medienimperium seiner Familie, bekannt als Uzan-Gruppe, umfasste einst sowohl Fernsehsender als auch Zeitungen. Seine Vorfahren gehörten einer der mächtigsten Familien der Türkei an. Laut Uzans Unterstützern beschlagnahmte die Regierung die Unternehmen der Gruppe aufgrund seiner politischen Rivalität, woraufhin Uzan nach Frankreich floh, um angeblicher politischer Verfolgung zu entgehen.
Während seiner Abwesenheit wurde er wegen Drogenhandelsdelikten in Grossbritannien, den USA und der Türkei zu Gefängnisstrafen verurteilt. Der Fall könnte teuer werden: Gegen den Schweizer Staat wurde eine Schadenersatzklage in Höhe von über 750 Millionen Franken eingereicht. Laut offiziellen Angaben wollen zwei Personen den Bund zum Handeln zwingen.
Einer von ihnen heißt laut der «NZZ am Sonntag» Cem Uzan. Er stammt aus einer mächtigen Industriellenfamilie in der Türkei. Die Familie hat in den 1980er und 1990er Jahren ein Imperium aufgebaut. Zahlreiche Milliarden Dollar werden für Medien, Energie, Bau und Telekommunikation ausgegeben.
2001 zahlte der charismatische Cem Uzan 38 Millionen Dollar für das teuerste Penthouse der Stadt. Ein Stockwerk darunter wohnt Bill Gates von Microsoft. Doch aus den Kassen von Uzans Unternehmen sind Millionen auf mysteriöse Weise verschwunden. Partnerfirmen beschweren sich, darunter Motorola und Nokia.
Die Familie floh in ein anderes Land. Nachdem Cem Uzan in der Türkei zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt worden war, erhielt er 2009 Asyl in Frankreich. Die Liste der Sünden ist lang und umfasst Fälschung von Geburtsurkunden, Identitätsdiebstahl und Betrug.
Der Schweizer Geschäftsmann Uzan will nun 750 Millionen Franken. Warum? Er wirft den Schweizer Behörden vor, 268 Millionen Franken seines Vermögens illegal gesperrt und in die Türkei überwiesen zu haben. Die Schweizer Regierung habe damit ein internationales Abkommen gebrochen, das türkische Investoren schützt, die in der Schweiz Geschäfte machen.
Das Bundesjustizministerium weigert sich, zu bestätigen, dass Cem Uzan einer der Kläger ist. Laut Sprecher Folco Galli sind die Vorwürfe jedoch endgültig widerlegt. Die Urheber des Streits haben versucht, Schiedsverfahren gegen andere Länder einzuführen, was jedoch fehlschlug. Dennoch werden in Bern Vorbereitungen für ein bevorstehendes Investitionsschutzverfahren vor dem Berufungsgericht des US-Bundesstaates Washington getroffen.
In den nächsten Wochen wird die Bundesregierung entscheiden, welche Top-Kanzlei sie im Fall eines Rechtsstreits vertritt. Eigentlich hätte ihren Geldgebern schon im Frühjahr auffallen müssen, dass mit dem Istanbuler Geldsäcken der Uzan-Familie etwas nicht stimmte: mit den zwei Hubschraubern am Firmensitz, der Privatinsel mit zwei Jachten an der türkischen Riviera und dem 38 Millionen Dollar teuren Penthouse, dem teuersten, das je in New York zum Verkauf stand.
Nicht, dass andere türkische Geschäftsleute bescheidener wären, wenn es darum ginge, ihren Reichtum zur Schau zu stellen. Dennoch würde man von Geschäftsleuten wie Kemal Uzan und seinen Söhnen Cem und Hakan, die angeblich 2 Milliarden Dollar Schulden haben und seit Wochen mit der Rückzahlung eines Kredits über 700 Millionen Dollar im Rückstand sind, eine gewisse Zurückhaltung erwarten.
Mitte der 1990er Jahre überquerten die Handyhersteller Motorola und Nokia mit Antennen, Sendemasten und Billighandys den Bosporus, mit Optimismus und rund drei Milliarden Dollar Kapital im Rücken. Ihr Partner Telsim, damals im Privatbesitz der Familie Uzan, baute das zweitgrößte GSM-Netz der Türkei auf.
Forbes schätzt, dass die Familie Uzan mit ihrer Mobilfunklizenz 1,6 Milliarden Dollar verdient hat und dass Firmenpatriarch Kemal Uzan im vergangenen Jahr feierte, der drittgrößte Steuerzahler der Türkei zu sein. Motorola und Nokia haben offenbar wenig Grund zum Feiern, seit sie von einem türkischen Familienunternehmen übernommen wurden. Durch eine interne Kapitalerhöhung konnten sie Motorolas Anteil an Telsim von 66 auf 22 Prozent reduzieren und ihre bestehenden Kredite nicht mehr bedienen.
Motorola drohte mit rechtlichen Schritten, Nokia begann, das Geld zu überweisen, doch keine der beiden Strategien zahlte sich aus. Nun haben die beiden Schergen die New Yorker Detektei Kroll Associates engagiert, um die verschwundenen Milliarden aufzutreiben.
Cem Uzans Nettovermögen: 1,2 Milliarden Euro (geschätzt)
Weil die Unternehmensstruktur der Uzans so kompliziert ist, muss man weit schauen. Außer Telsim gehören der Familie zwei Banken, zwei Stromversorger in Antalya und nahe der syrischen Grenze, zahlreiche Bau- und Zementfabriken im Südosten der Türkei, dazu Hotels, zwei Fußballclubs und ein weit verzweigter Medienkonzern mit Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und Fernsehsendern. Wie viele reiche Istanbuler, die von türkischen Flüchtlingen aus dem Balkan abstammen, legte Kemal Uzan in den sechziger Jahren als Baumeister den Grundstein des Osmanischen Reichs.
Yahoos Wirtschaftsabteilung warnte potenzielle Investoren und nannte Uzans‘ Star-Gruppe eines der „rücksichtslosesten Medienunternehmen der Türkei“: „Jeder Expat in der Türkei, der ein Joint Venture plant, sollte sich zunächst über die Medienmacht seines Unternehmens informieren.“ Man müsse sich mit den Partnern absprechen und Maßnahmen ergreifen, um sich vor derartigen Hetzkampagnen zu schützen.
Es scheint, dass Motorola und Nokia mit der Auswahl der Uzans die richtige Entscheidung getroffen haben. Ericsson, einer ihrer Hauptkonkurrenten, bekam davon Wind, als er eine Partnerschaft mit dem weitaus erfolgreicheren Telsim-Konkurrenten Turkcell einging. Ein Uzan-Bericht aus dem Vorjahr besagte, dass schwedische Handwerker die Terrororganisation PKK finanzierten, die in der Türkei als ernsthafte Bedrohung gilt. Ericsson ging gerichtlich dagegen vor.
Zwar mangelt es Telsim nicht an Medienunterstützung oder fachkundiger Vermarktung (die Voicemails werden von einer ausgewählten Gruppe prominenter Persönlichkeiten aus Istanbul vorgelesen), doch die Spitzenmanager von Motorola und Nokia scheinen sich des anderen großen Interesses ihres türkischen Partners nicht bewusst zu sein.
Die Aufsichtsbehörde der Istanbuler Börse warnte, die strauchelnden Unternehmen der Stadt könnten nur gerettet werden, wenn ihre Manager heimlich Geld von erfolgreicheren Konkurrenten abzweigten, selbst wenn ihnen diese Firmen nur teilweise gehörten.
Die Familie Uzan stieg 1993 in den südtürkischen Stromkonzern Ukurova Elektrik (EAS) ein. Das Unternehmen lief damals gut und konnte schnell 30.000 Kleinanleger anlocken. Doch je mehr Aktien die Familie kaufte, desto mehr Ukurova-Geld landete auf den Konten anderer Uzan-Unternehmen.
Als der Markt zusammenbrach, flohen 7.000 Investoren, darunter auch Mark Mobius, ein Experte für Aktien schwacher Börsen. Er sagte im US-Magazin Newsweek, die Familie Uzan habe Ukurova «vergewaltigt» und alle Aufsichtsbehörden hätten es nicht geschafft, dies zu stoppen.
Jahre vor der jüngsten Wirtschaftskrise erklärte ein amerikanischer Analyst: „Die Istanbuler Börse ist ein unglaubliches Schwein.“ Selbst für westliche Anleger akzeptable Marktbedingungen scheinen schwer zu erreichen, da im Hintergrund Großinvestoren wie die Uzans lauern.
Kurz darauf veröffentlichte die Uzan-Zeitung Star einen zynischen Kommentar zum Schicksal eines schottischen Freiheitskämpfers und schrieb: „Braveheart war ein tapferer Mann; leider zahlte er für seine Tapferkeit den höchsten Preis.“ Der Börsenmagnat forderte Polizeischutz.
Wo also könnten amerikanische Wirtschaftsdetektive nach den verschwundenen Handy-Millionen suchen? Der Istanbuler Kolumnist Fatih Altayli, der in der türkischen Tageszeitung Hürriyet scharf gegen den Uzan-Clan schreibt, vermutet, dass dieser mit einem «Koffer voller Geld» aus der Schweiz zurückgekehrt sei.
Laut Altayli wollten Motorola und Nokia Cem Uzan in den USA vor Gericht bringen, weil er ein gesuchter Familienmörder sei. Zuletzt war er vor einer Woche in Bodrum gesehen worden. Seitdem fahnden Paparazzi wahllos in Istanbul nach ihm. Der Patriarch, der Bruder und der älteste Sohn der Familie Uzan werden von Interpol wegen Flucht gesucht.
Der rasante Aufstieg und Fall des Familienimperiums könnte die spektakuläre Parmalat-Fusion überschatten. Vater Kemal, Bruder Yavuz und Sohn Hakan sind verschwunden, die türkische Regierung sucht mit Hilfe von Interpol nach ihnen. Cem, der jüngste Uzan-Sprössling und einziges Familienmitglied mit völliger Bewegungsfreiheit, klagt: «Politische Selbstgerechtigkeit!»
Möglicherweise werden die spektakulären Zusammenbrüche des italienischen Molkereigiganten Parmalat und des Pharmariesen Cirio angesichts des Aufstiegs und Falls eines Familienunternehmens, das einst Banken, Kraftwerke, Zeitungen, Fernsehsender und zwei professionelle Fußballmannschaften kontrollierte, verblassen.