Greta Thunbergs Krankheit –In einem Interview sprach Klimaaktivistin Greta Thunberg darüber, wie ihr Asperger-Syndrom ihr einen Vorteil im Kampf gegen den Klimawandel verschafft.
Bei Greta Thunberg wurde im Alter von nur zwölf Jahren das Asperger-Syndrom diagnostiziert.
Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen können Einschränkungen in der sozialen Interaktion erfahren. In den ersten fünf Jahren ihres Lebens kommunizierte sie nur mit ihrer Familie, ihrer Schwester und ihrem Lehrer. Heute ist die 19-Jährige aufgrund ihres Engagements im Kampf gegen den Klimawandel eine der berühmtesten – und umstrittensten – Frauen der Welt.
Greta Thunberg ist überzeugt, dass ihr Asperger-Syndrom ihrem Erfolg nicht im Wege stand. Im Interview mit dem Magazin Elle erklärte sie, das Syndrom habe ihr geholfen, Probleme im Kampf gegen den Klimawandel zu erkennen. Die Schwedin erklärte: „Es hat mir geholfen, eine Menge Mist auszusortieren.“ Angefangen hat alles, als Greta Thunberg am 20. August 2018 dem schwedischen Parlament zum ersten Mal ihr selbstgemachtes Protestschild präsentierte. Schnell entwickelte sich ihr Protest zu einer weltweiten Klimaschutzbewegung.
Die schwedische Sängerin sprach kürzlich in einem Interview über ihre Kindheit. Sie erinnert sich: „Ich war ein sehr seltsames Kind. Ich war den ganzen Tag zu Hause und habe nur mit vier Leuten gesprochen. Ich war nicht in der Lage, mit Fremden sozial zu interagieren.“
Thunberg begann ihren Schulstreik im Alter von 15 Jahren, indem sie mit einem Protestschild vor dem schwedischen Parlament stand, um auf das Problem des Klimawandels aufmerksam zu machen. Aus dieser Idee entwickelte sich im Laufe der Jahre die globale „Fridays For Future“-Bewegung.
Mit gerade einmal 16 Jahren bezeichnete sie ihr Asperger-Syndrom als „ein Geschenk“, weil es ihr erlaubte, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen, was sie zu einer überzeugten Verfechterin des Umweltschutzes machte. Thunbergs neues Buch enthält Essays zur Klimakrise.
Thunberg gab zu, dass sie das grelle Rampenlicht zunächst eingeschüchtert habe, sich aber inzwischen daran gewöhnt habe. Jetzt spricht Thunberg auf Konferenzen und Kundgebungen auf der ganzen Welt, sogar bei den Vereinten Nationen.
Sie sei nicht die einzige, die unkonventionell sei, sagt die Aktivistin: «Viele in der Klimabewegung sind wirklich auf eine gute Art und Weise spezifisch, komplett anders als die Norm. Es ist toll, dass wir hier diesen Ort gefunden haben, wo wir so sein können, wie wir sind. Dort hat sie Nähe gefunden.» Thunbergs Buch «The Climate Book» erscheint Ende Oktober.
Sie veröffentlichen eine Anthologie mit Beiträgen von Experten und Forschern zum aktuellen Wissensstand zur Klimakrise. Im Interview ging die Klimaaktivistin auf die aktuellen Klimaziele ein und sagte: „Alle sagen, wir sind noch nicht im Einklang mit dem Pariser Abkommen, aber wir machen kleine Schritte.“
Hannover. Zu den gängigen Stereotypen über Menschen mit Asperger-Syndrom zählen, dass sie sozial ungeschickt, emotional distanziert und intellektuell begabt seien. Mit der Entstehung der „Fridays for Future“-Bewegung sind viel mehr Menschen auf die Krankheit aufmerksam geworden. Die 16-Jährige spricht nicht nur offen über ihr Leben mit Asperger, sondern weist auch auf einen Zusammenhang zwischen ihrer Krankheit und ihrem Umweltaktivismus hin.
Asperger-Syndrom: eine genetische Form von Autismus im Kindesalter
Das Asperger-Syndrom (AS) ist eine Form des Autismus, die nur bei einem kleinen Teil der Bevölkerung auftritt und eine genetische Grundlage hat. In Deutschland sind etwa 0,1 bis 0,5 Prozent der Bevölkerung davon betroffen. Andries Korebrits, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Helios Park Klinikum Leipzig, beschreibt die Störung als „eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die eine Untergruppe des Autismus darstellt.“
Obwohl das Asperger-Syndrom zum Autismusspektrum gehört, unterscheidet es sich hinsichtlich seiner Symptome von anderen Formen des Autismus. Das Asperger-Syndrom unterscheidet sich von anderen Formen des Autismus dadurch, dass es den IQ einer Person nicht einschränkt.
Die meisten Menschen mit Asperger-Syndrom sind neurotypisch oder sogar hochbegabt. Sie können auch «außerordentlich gut mit Sprache umgehen», wie die Corebrites es ausdrücken. Allerdings greifen die Opfer oft auf unangenehme Ausdrücke zurück, die unbeabsichtigt negative Auswirkungen auf ihr Umfeld haben können. Die Interessen der Mobbingopfer sind dabei sehr klar.
Menschen mit Asperger-Syndrom neigen dazu, sich mit großer Leidenschaft einem bestimmten Interessengebiet zuzuwenden. Anders als die Allgemeinbevölkerung neigen Menschen mit Asperger-Syndrom dazu, sich auf ein einziges Thema zu fixieren und sich zu weigern, davon abzuweichen. Experten sagen: „Menschen mit Asperger-Syndrom führen das Gespräch immer dorthin“, selbst wenn ihr Gesprächspartner das nicht möchte.
Sie hat einen Fokus, und das hat ihr sehr geholfen. Die Umwelt sei ihr Hauptaugenmerk, da sie Asperger habe, bestätigt Korebrits. Während viele ihrer Altersgenossen von anderen Sorgen abgelenkt seien, bleibe Thunberg standhaft. Sie konzentriere sich auf eine Sache, und das habe ihr wirklich geholfen, so Korebrits.
Gleichzeitig könnte die Unempfindlichkeit der 16-Jährigen gegenüber äußeren Reizen und ihre scheinbare Gleichgültigkeit gegenüber der Aufregung um sie herum auf das Asperger-Syndrom zurückzuführen sein. Sie reist unbeschwert durch die Welt und ignoriert Themen, die nichts mit der Umwelt zu tun haben.
Herausforderungen im sozialen Umgang
Ihr ungewöhnliches Verhalten bereitet anderen in ihrem sozialen Umfeld Schwierigkeiten. Für Menschen mit Asperger-Syndrom ist es eine Herausforderung, sich in die Lage anderer Menschen zu versetzen und Empathie zu zeigen. Menschen mit Asperger-Syndrom haben Schwierigkeiten, den emotionalen Zustand anderer Menschen zu „lesen“.
„Wenn jemand traurig ist und das ansieht, registriert er das nicht“, erklärt Korebrits. Sie haben Schwierigkeiten, Körpersprache und Mimik zu deuten. Menschen mit Asperger-Syndrom vermeiden eher den Blickkontakt und schauen stattdessen leicht zur Seite.
Viele Kinder mit Asperger-Syndrom leben, ohne zu wissen, dass sie an dieser Störung leiden. Laut Korebrits „nehmen während der Pubertät die sozialen Anforderungen zu und exzentrisches Verhalten fällt unter Gleichaltrigen stärker auf.“ Aufgrund ihres einzigartigen Verhaltens haben betroffene Kinder oft Schwierigkeiten, mit Gleichaltrigen, Erwachsenen und sogar ihren eigenen Eltern zu interagieren. Aus diesem Grund wird die Störung bei betroffenen Kindern oft erst in der Pubertät diagnostiziert.
Die genaue Ursache des Asperger-Syndroms ist noch immer unbekannt. Allerdings, sagt Korebrits, «ist noch nicht der genaue Bereich im Gehirn gefunden, der für alle Autismus-Erkrankungen verantwortlich ist.» Eines ist jedoch sicher: Die Krankheit hat ihre Wurzeln in der Biologie und kann nicht durch äußere Faktoren wie Stress oder Traumata verursacht werden.
In den 1980er Jahren verbreiteten Verschwörungstheoretiker den Mythos, eine Infektion könne das Asperger-Syndrom auslösen. Trotz des anhaltenden irrationalen Glaubens, insbesondere unter Social-Media-Trollen und religiösen Extremisten, handelt es sich dabei um eine Falschmeldung. Ein englischer Arzt fabrizierte Studien, die Autismus mit der MMR-Impfung in Verbindung bringen. „Es gibt keine echten Studien, die einen Zusammenhang beweisen“, sagt Korebrits.
Die Auswirkungen des Asperger-Syndroms halten für die Betroffenen ein Leben lang an.
Im Gegensatz zur Mehrheit der Autisten können viele Asperger-Patienten unabhängig leben und benötigen keine ständige Aufsicht. Die Erkrankung bereitet ihnen jedoch in verschiedenen Alltagssituationen Schwierigkeiten. Aus diesem Grund haben einige von ihnen Schwierigkeiten, einen romantischen Partner zu finden.
Wer an der Krankheit erkrankt, leidet lebenslang, weil es keine Heilung gibt. Laut Korebrits „gibt es keine Medikamente oder Psychotherapie für Asperger“. Die einzigen Dinge, die man ändern könnte, seien die offensichtlichen Dinge, wie die Schule oder der Arbeitsplatz.
Menschen mit Asperger-Syndrom sind in der heutigen Gesellschaft weiterhin mit Vorurteilen konfrontiert. Laut Korebrits ist Unwissenheit die Hauptursache. Viele Menschen haben keine Ahnung, was das ist. Deshalb ist die Ausgrenzung der Armen so weit verbreitet.
Daher ist die mediale Aufmerksamkeit, die Greta Thunberg der Krankheit zuteil werden ließ, für Betroffene nicht unbedingt eine schlechte Nachricht. Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg sprach kürzlich mit dem Magazin Elle über ihren Kampf mit dem Asperger-Syndrom. Die Störung habe der 19-Jährigen gezeigt, dass nichts unternommen werde, um die Klimaschutzziele zu erreichen, sagte sie.
Thunberg sagte dem Magazin, die Menschen würden ständig daran erinnert, dass die Welt noch nicht im Einklang mit dem Pariser Abkommen sei, aber zumindest kleine Schritte in die richtige Richtung unternehme. Sie sagte, ihre Autismus-Spektrum-Störung habe es ihr ermöglicht, „all den Blödsinn zu durchschauen, den sie erzählen“.
Während andere unsere Bemühungen als heroisch ansehen, glaube ich, dass wir noch weit vom absoluten Minimum dessen entfernt sind, was wir tun sollten. Wenn Thunberg 30 Jahre alt wird, wird sie 30 Jahre alt sein. Oktober in London, England, beim London Literature Festival, wo sie ihr neues Buch mit dem Titel „The Climate Book“ vorstellen wird.
Mehr als hundert Mitwirkende äußern sich in dieser Anthologie zur Klimakrise. Thunbergs wichtigster Rat: „Hören Sie nicht auf mich, hören Sie auf die Wissenschaftler, sondern hören Sie auf die Menschen, die am stärksten betroffen sind“, sagte sie.