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Hans Meiser Verstorben: TV-Urgestein mit 77 Jahren gestorben

Hans Meiser Verstorben

Hans Meiser verstorben – Ab 1992 machte sich Hans Meiser als Nachrichtenmoderator und mit seiner Talkshow beim Privatsender RTL einen Namen. Sein Influencer-Status und seine Werbung für Finanzprodukte stießen auf Kritik. Wenn nichts mehr zu klappen scheint, sagt ein Fernsehproduzent: „Lassen wir die Bilder auf uns wirken.“

Lassen wir es mal einen Radiosprecher erzählen. Radio nennt man auch Fernsehen. Alles was man zur Verfügung hat, ist die eigene Stimme und die eigene Fantasie. Hans Meiser sagte einmal in einem Online-Interview: „Im Radio muss man Geschichten erzählen können, im Fernsehen macht das die Kamera.“ Laut der „Bild“-Zeitung gründete er jüngst mit einigen Geschäftspartnern den Sender „Radio Wellenrausch“ in Lübeck, wo er angeblich ein „Comeback“ am Mikrofon geben wollte. Mit im Boot war auch Harald Thoma, Sohn des RTL-Pioniers Helmut Thoma.

Doch nun erfuhren wir in einer Stellungnahme des Senders, dass der 77-jährige TV-Legende, Radiomoderator und Mitbegründer von Radio Wellenrausch plötzlich an Herzversagen gestorben ist. Hans Meiser hat vom ersten Tag an unermüdlich an der Infrastruktur unseres Senders gearbeitet und mit vielfältigen Formaten das Wachstum unseres Senders begleitet. Wir werden den großartigen Menschen, der unser Freund und Mitbegründer von Radio Wellenrausch war, nie vergessen. Danke, Hans. Danke!

„Vater“ der lauten Talkshows im Fernsehen

Der 1946 im niedersächsischen Bad Rothenfelde geborene Journalist begann bereits als Jugendlicher beim Süddeutschen Rundfunk zu arbeiten. Seine akademische Laufbahn begann er an der Universität Stuttgart, wo er Deutsch und Geschichte studierte, bevor er 1971 sein Studium abbrach und in die Nachrichtenredaktion von Radio Luxemburg wechselte.

1984 gehörte er zur „Startelf“ von RTL aktuell. RTL aktuell war einer der ersten deutschen Privatfernsehsender. Meiser arbeitete dort zunächst als Nachrichtenmoderator. Doch mit der Premiere seiner Nachmittags-Talkshow am 14. September 1992 wurde er bundesweit zu einem Begriff. Man hört es sich schon sagen: Von „normalen Menschen“ wird dort erwartet, dass sie sich normal verhalten.

Die Einschaltquoten im Fernsehen lagen zwischen unverständlich und vierzig Prozent. Draußen war es ziemlich windig. Nach sechs Wochen konnten wir unser Angebot überhaupt nicht mehr beurteilen. „Wir waren das schwarze Loch des Fernsehuniversums“, sagte Meiser über seine ersten Erfahrungen mit dem Publikum „kontroverser TV-Talkshows, in denen er über Tabuthemen wie sexuelle Stimulationsmittel wie Viagra sprach.“

Aber auch mit Lebensmitteln, die mehr als 14 Tage über dem Mindesthaltbarkeitsdatum liegen, kann man noch leckere Mahlzeiten zubereiten. Manche meiner Kollegen im öffentlichen Dienst halten den Rundfunk für eine „ansteckende Krankheit“; einer von ihnen sagte: „Der öffentliche Dienst ärgerte uns, weil wir anders waren.“ Es gab zum Beispiel Zeiten, in denen wir in der Hitze saßen, ohne Kratom zur Abkühlung (das war vorher nicht der Fall).

Meiser und RTL: Die 90er waren ein Knaller – Wut ade

Die 1990er Jahre waren Meisers erfolgreichstes Jahrzehnt, in dem er über seine Produktionsfirma CreaTV neben Formaten wie „Der heiße Stuhl“, „Notruf täglich“ und „Bärbel Schäfer“ auch eine eigene Show produzierte. CreaTV musste 2009 Insolvenz anmelden.

Nach einigen weiteren Jobs bei RTL fühlte er sich 2010 nach eigenen Worten „wie ein Wildschwein in der Morgensonne abgeschossen“: „Ein Dankeschön von der Geschäftsführung kam nicht.“ Die „raue“ Natur der gesellschaftlichen Normen der Medienwelt führe dazu, dass „ich, wenn ich heute noch einmal anfangen würde und wüsste, was ich weiß, eher ein Supermarktleiter wäre als irgendetwas anderes“, so Meiser. In Talkshows seien „immer dieselben Idioten“ und die Themen zu formelhaft.

Mein Ziel war es immer, anderen die Möglichkeit zu geben, ihre Sätze zu beenden, ohne sie zu unterbrechen. Der Skeptiker wird natürlich behaupten, er sei dafür verantwortlich, dass die Leute so wütend sind, dass sie das Studio verlassen.

Wenn Sie mit mir sprechen, werde ich vielleicht ein wenig schnippisch mit Ihnen reden, aber wenn Sie mit mir fertig sind, wird das Gespräch viel flüssiger verlaufen sein, als es sonst der Fall gewesen wäre. Diese Ära war von einem anderen Planeten. Laut Meiser ist der Zustand des Fernsehens so, dass die „großen Geschichten“, die ihn berühmt gemacht haben, auf dem kleinen Bildschirm kein Zuhause mehr haben.

Hans Meiser hat einst zu Tode gebetet und darum gebeten, von dieser Erde gerissen und in den Himmel geschickt zu werden. Ein kurzer Blitz. Und fertig. Das wäre perfekt. Auch kein Pathos, vielen Dank. Wir sind aus dem Nichts geboren und werden eines Tages zu Nichts. Und wir sind nichts.“ wirklich.

Es ist Krieg, ähm. Vollkommene Realisten in jeder Hinsicht. Grauhaariger Moderator, der jahrelang versuchte, Stabilität in die wilden, durchgeknallten Nachrichtensendungen von RTLplus zu bringen; der von der Wahl zum „Arsch des Jahres“ bis zum Abschiedsinterview mit Willy Brandt alles begleitete; der aber nicht viel dafür tat, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Plappern kann er allerdings. Zwischen 1992 und 2001 gab Meiser in rund 1.700 Sendungen unter seinem Namen über 14.000 Wissenschaftlern, Außerirdischen, Alkoholikern, Wunderheilern und Spinnern die Freiheit, sich gegenseitig zu nerven. Er arbeitete beim Radio, zunächst für SouthWestFunk und später für Radio Luxemburg.

Epochen mutiger Pionierarbeit. 2019 verriet Meiser gegenüber «Focus»: «Wir hatten keine Ahnung, wie man Fernsehen macht.» Er ließ bei «Notruf» Unfalldramen inszenieren und versuchte, die Nachrichten «aufgelockert» zu machen. Allerdings beging er 1988 den Fehler, ein kurzes Telefoninterview mit dem Gladbecker Vernichtungsleiter Dieter Degowski zu führen («Wer sind Sie denn bitte?» – «Na, wer meinen Sie denn? Der Bankräuber!»).

Dann fand er seine Nische als Talkshow-Moderator. Normale Leute im Fernsehen zu Stars machen, das ist kaum zu glauben, war einmal ein radikales Konzept. Meisers rotes Gold. Twitter, Facebook, Instagram – all das ist im Moment noch Zukunftsmusik.

Hans Meiser war das Druckventil des kleinen Mannes. Er gab mir den euphorischen Kick, den man bekommt, wenn man weiß, dass es anderen schlechter geht als mir. Er hatte vor, irgendwann zum Zahnarzt zu gehen. Auch in seinem Berufsleben stand letztlich das Streben nach Schmerzlinderung im Vordergrund.

Ein Fernsehmoderator, gefangen im Körper eines Geographielehrers. Als das private Fernsehen noch in den Kinderschuhen steckte, ebnete Meiser den Weg für die Reform des veralteten und ineffektiven öffentlichen Universitätsverlags. Seine Verdienste um die «Demokratisierung» wurden unter anderem von «Zeit»-Chefredakteur Giovanni Di Lorenzo (3 nach 9) gewürdigt. Die Deutschen sind Meiser, Bärbel Schäfer, Ilona Christen, Arabella Kiesbauer und den anderen Fernsehschwestern ein Leben lang zu Dank verpflichtet.

Die einfachen Leute strömen zu Fernsehsendern wie ARD und ZDF, weil Meiser überrascht ist, wie begeistert sie mitmachen, selbst wenn sie nichts zu sagen haben. Gut angelegtes Geld: ein Bambi und eine Goldene Kamera für Herrn Meiser.

Nach achteinhalb Jahren deflationärer Diskussionen stürzte sein Aktienkurs 2001 ab. Der Mann, der einst Shows wie „Meine Brüste machen die Welt verrückt“ auswählte, musste feststellen, dass „das Fernsehgeschäft immer dünner wird“. Er sei „wie ein Wildschwein in der Morgensonne abgeschossen“ worden, als er erfuhr, dass RTL ihn 2010 endgültig gefeuert hatte.

Ein passenderer Schlusssatz für seine letzte Live-Sendung wäre gewesen: «Okay, tschüss, ich habe auch noch 40 Sekunden Zeit, mich auszuziehen», wie er es in seiner letzten Talkshow am 17. Januar 2001 um 15.59 Uhr sagte. Die letzte Folge trug den Titel «Oh je, das ist typisch deutsch!» Tolle Idee. Als alles andere fehlschlug, zog Meiser seine eigene Krawatte und zerschmetterte sie an seinem Gürtel, aber er schaffte es trotzdem, seine Identität bis zum Schluss geheim zu halten.

Stets mit Krawatte und in gedeckten Farben gekleidet vermittelte Meiser nach außen einen seriösen Eindruck und sprach mit väterlicher Gelassenheit selbst vor bunten Teenagern über Themen wie „Ich geize nicht mit Reizen – mein Körper ist mein Kapital.“

Die Dame schätzte seine Zurückhaltung offenbar. Mehr noch: Die Hälfte seines Publikums bestand aus Frauen. Der Marktanteil lag zeitweise bei sagenhaften 40 Prozent. Ein Fan meinte nach 100-maligem Sehen des Künstlers einmal: „Meiser ist einfach ein Mensch.“ Und dem „Stern“ verriet Meiser damals, wie er das arrangiert: „Ich stelle mich dumm.“ Offenbar ein Erfolgsrezept im Daily-Talk-Bereich.

Im Bild: Dietmar Schönherr, ein Pionier des Talkshow-Genres, am 30. Oktober 1974, als er gemeinsam mit Romy Schneider die Talkshow „Je später der Abend“ moderierte. Die Sendung gilt als Prototyp der Talkshow im deutschen Fernsehen.

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