Igor Levit deutscher Pianist –Wenn es darum geht, das Bewusstsein für Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit zu stärken, ist Igor Levit nicht nur ein begnadeter Pianist, sondern auch ein überzeugender Redner. Aber wie verhält sich der Pianist hinter verschlossenen Türen?
Kompetenter Pianist! Nach seinem Auftritt in Jan Böhmermanns ZDF Magazin Royale als Danger Dan wurde Igor Levit in Deutschland zu einem Begriff. Am 9. April 2021 spielte Igor Levit die Klavierbegleitung zum Gänsehaut-Song „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ von Danger Dans. Doch wie ist der Musiker abseits der Bühne?
Persönliches Leben und Hintergrund von Igor Levit
Igor Levit, der Sohn von Yelena Levit, wurde am 10. März 1987 in Gorki, damals Teil der Sowjetunion, geboren. Seine Mutter trat als Chorsängerin in der Oper auf. Während seines Aufenthalts in der Stadt besuchte Igor das Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium. Igor „Pianist“ Levit begann im Alter von drei Jahren Klavier zu spielen.
Levit erhielt bereits im zarten Alter von drei Jahren Klavierunterricht bei seiner Mutter Jelena. Bereits mit vier Jahren trat er als Solist auf und mit sechs Jahren gab er sein erstes Konzert mit dem Philharmonischen Orchester Nizhny Novgorod. Anschließend besuchte er das Institut für Frühförderung musikalisch begabter Jugendlicher (IFF) in Hannover.
Igor Levit tritt seit 2000 als Solist mit Orchestern in ganz Europa, den USA und Israel auf. Er trat mit der NDR Radiophilharmonie Hannover, den Nürnberger Symphonikern, dem English Chamber Orchestra, den Stuttgarter Philharmonikern und dem Israel Philharmonic Orchestra auf.
Zudem ist er Kammermusiker und hat mit Größen wie Mischa Maisky, Gavriel Lipkind und Sergei Alexandrovich Krylov zusammengearbeitet. Seit 2019 ist der in Russland geborene Pianist Professor an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.
Konzert im Haus von Igor Levit während der Corona-Pandemie
Obwohl Igor Levits Berufstätigkeit aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie stark eingeschränkt war, war er ein konsequenter Verfechter einer klugen Pandemie-Politik und ein entschiedener Gegner von Verschwörungstheorien.
52 Hauskonzerte hat der Pianist gegeben, um Hoffnung und Freude zu verbreiten und hat diese live auf Instagram und Twitter übertragen. Levit trat meist in seiner Berliner Wohnung auf. Igor Levit gab ein Hauskonzert für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Berliner Schloss Bellevue. Auf dem Klavier spielte er Beethovens Waldstein-Sonaten.
Igor Levit macht seinem Unmut auf Twitter Luft: Der Pianist kämpft gegen Antisemitismus
Igor Levit ist auf dem Mikroblogging-Dienst Twitter für seine politischen Tweets bekannt, in denen er häufig aktuelle Themen wie Rechtsextremismus, Antisemitismus, Ausgrenzung von Flüchtlingen, wissenschaftliche Unredlichkeit und mehr anspricht.
In einem wütenden Tweet schrieb der Musiker im Mai 2021: „,Antisemitismus hat in Deutschland keinen Platz‘ ist Kindergartenniveau.“ Den hat er offensichtlich, den hat er immer und wird er immer haben, wenn wir nicht aufhören, ihm entgegenzutreten. Nicht mit schönen Worten, sondern mit Mut und Geschlossenheit; nicht nur angesichts extremer Gewalt.
Die Aussage „Antisemitismus hat in Deutschland keinen Platz“ ist Grundschulniveau. Er hat offensichtlich keinen Platz in Deutschland, hat ihn immer und wird ihn immer haben, wenn wir nicht aufhören, ihm entgegenzutreten. Nicht mit schönen Worten, sondern mit Mut und Einigkeit, und das nicht nur angesichts extremer Gewalt.
Levit, Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen, twitterte zur bevorstehenden Bundestagswahl: „Ich freue mich wahnsinnig auf die Wahl im September“ und fügte der Nachricht ein grünes Herz-Emoji hinzu.
Levit hatte 2018 für Aufsehen gesorgt, als er seinen Echo Klassik aus dem Jahr 2014 zurückgab. Dabei kam heraus, dass die Rapper Farid Bang und Kollegah trotz textlicher Antisemitismus-Auszeichnungen mit einem Echo ausgezeichnet worden waren. Anlässlich der Preisverleihung wurde Levit in mehreren Medien, darunter dem „Kurier“, mit den Worten zitiert: „Antisemitischen Parolen eine Plattform und Auszeichnungen zu geben, ist inakzeptabel.“
Der jüdische Musiker schrieb für den „Tagesspiegel“ einen Artikel mit dem Titel „Habe ich Angst? Ja, aber es geht nicht um mich.“ Zahlreiche prominente Politiker, darunter Robert Habeck und Wolfgang Schäuble, lobten Levitts Artikel.
Igor Levit: Der Kampf gegen Rechts und die AfD
Igor Levit tröstet sich nicht mit seinem Schweigen gegenüber der AfD. Nachdem er 2015 einen AfD-Politiker als «widerliches Arschloch» und «Mitglied der widerlichen AfD-Partei» bezeichnet hatte, war er in die öffentliche Kritik geraten. Man habe Mitglieder der AfD davor gewarnt, «Menschen zu sein, die ihre Menschlichkeit verspielt haben», sagte er.
Um zu betonen, dass wir noch nicht zur Normalität zurückgekehrt sind, trugen Sie bei Ihrem letzten Fernsehauftritt eine Maske. Wie würden Sie den Einfluss der Corona-Pandemie auf Ihre musikalischen Vorlieben charakterisieren?
Das klingt gar nicht so schwierig, wie es ist, Igor Levit. Wir befinden uns inmitten einer Krise wie keiner anderen im letzten Jahrhundert. Das Ergebnis ist ein Perspektiv- und Gefühlswandel. Diese Informationen werden Sie für immer begleiten. Etwas an der Art und Weise, wie sie mit uns interagieren, beeinflusst die Art und Weise, wie ich das Spiel spiele. Der Akt, musikalische Erfahrungen mit anderen zu teilen, hat dadurch eine neue Bedeutung bekommen.
Und wie spiegelt das wider, wer Sie heute sind?
Zunächst einmal sehe ich nur das Ende der Musikwelt. Seit meinem ersten Besuch ist schon weit über ein Jahr vergangen und in dieser Zeit habe ich viel politische Ignoranz erlebt. Trotz aller Bemühungen war 2016 ein Jahr, in dem trotz der Einbeziehung kultureller Themen in Gespräche mit Kollegen niemandem geholfen wurde. Wir können es einfach nicht schaffen.
Zeitweise schien es, als würde uns niemand zuhören. Nach diesem Jahr war ich von meinem Land desillusioniert und vom Bewegungsmangel erschöpft. Und dann, vierzehn Monate später, stehen wir wieder im Rampenlicht, und das alles nur, weil die Medien einen völlig fehlgeleiteten Stunt mit Hollywood-Stuntmen aufgebauscht haben.
Zum ersten Mal konnte ich ein Maß an unerschütterlichem Vertrauen in mein Instrument gewinnen. Allein durch das Drehen der Knöpfe erlebe ich ein Maß an Glück und Freude, das ich noch nie zuvor gespürt habe. Was für eine unglaubliche Kraft; ich kann es kaum beschreiben.
Angesichts meiner derzeitigen misslichen Lage frage ich mich, wie ich mein derzeitiges Glücksgefühl in die Zukunft mitnehmen kann, wenn mein Leben wieder einigermaßen „normal“ wird.
Die historischen Aufzeichnungen bestätigen unseren Verdacht, dass das durchschnittliche menschliche Gedächtnis in gewissem Maße eingeschränkt ist. Selbst wenn es nur ein kleines bisschen ist, denke ich, dass ich dazu beitragen kann, dass unsere Erinnerungen nicht zu schnell verschwinden.
Um es einfach zu sagen: Ich lebe nicht zwei Leben gleichzeitig. Ich gehöre zu den Menschen, die gerne Musik machen, in sozialen Medien interagieren und Zeit mit guten Freunden verbringen. Es gibt keine Grenzen. Manchmal brauche ich die stärkste Brücke, um mich ein wenig abzuschirmen und nach einem besonders intensiven Erlebnis wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Live-Musik unterscheidet sich von jeder anderen Form zeitgenössischer Kunst darin, dass sie nur in dem Moment erlebt werden kann, in dem sie aufgeführt wird. Es gibt keinen Besitz, der einem anderen Menschen gewaltsam entzogen werden kann. Es gibt keinen anderen Zeitpunkt als jetzt, an dem sie handeln können. Deshalb mag und genieße ich Musik so sehr: Sie ist etwas, das jeder kennt, aber niemand wirklich versteht. Wenn ich am Ende eines Konzerts keine Lust habe, zu bleiben, muss ich nicht bleiben.
Die Sicherheitsphilosophie Ihres Buches „House Concert“ ist entscheidend für den Erfolg. Sie könnten so etwas sagen wie: „Ich habe das Haus nie ohne Kleidung, Handtuch und Strandtuch verlassen.“ Daran kann ich jetzt nichts mehr ändern … Mein Ziel ist es, so viele Masken wie möglich abzulegen, bis ich nur noch mit mir selbst übrig bin. Was zur Hölle ist hier los?
Das ist eine wirklich wichtige Frage, und ich habe dreihundert Seiten darauf verwendet, sie zu beantworten. Mit anderen Worten: „Mein Leben ist vorbei.“ Obwohl mein bester Freund gestorben ist und meine Mutter gegen den Krebs kämpfte, hatte ich das Glück, wundervolle Freunde und Gefährten zu haben, die mir durch diese schwierigen Zeiten halfen. Aufgrund dieser Ereignisse habe ich jetzt die Kraft und das Selbstvertrauen, den Tank wegzuwerfen.
Als Aktivist gegen Rassismus und Antisemitismus und für einen humaneren Umgang mit Einwanderung sorgst du seit einiger Zeit in der Politik, vor allem in den sozialen Medien, für Aufsehen und Ehrfurcht. Seitdem drohen Rechtsextreme immer wieder mit Gewalt und verüben Anschläge. Lass dich doch von der Musik mitreißen und schüttle den seelischen Dreck ab, oder?
Wenn ich Musik höre, die ich nicht ausstehen kann, kämpfe ich nicht dagegen an; ich nehme sie an und lasse mich von ihr tragen. Das ist ein großer Unterschied. Ich habe viel Zeit mit diesen Leuten verschwendet und sie haben sich überhaupt nicht weiterentwickelt. Meine Freundin und Bundestagsabgeordnete Claudia Roth sagte einmal: „Meine Angst nützt mir nichts.“
Viele Menschen erleben das täglich, aber es gibt keinen Ort, an dem sie ihren Frust ausdrücken können. Ich habe einen großen Freundes- und Bekanntenkreis und jeder tut immer sein Bestes, um zu helfen. Aber natürlich nutze ich meine Interaktionen mit Menschen wie ihnen als Grundlage für meine Melodien.
Allerdings betrachte ich diejenigen, die negativ über mich schreiben, als einen notwendigen Teil meiner Lebensreise. Der erste Schritt sollte sein, sie in die Hölle zu schicken, und der zweite, sie rechtlich zu verfolgen. Und wenn einer von ihnen denkt, ich könne nichts tun, weil er nur zwanzig Twitter-Follower hat, dann täuscht er sich selbst. Lassen Sie zu, dass alles, was passiert, Ihre Musik durchdringt.