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Johannes Erlemann Entführung

Johannes Erlemann Entführung

Entführung von Johannes Erlemann – Herr Professor Erlemann, was ist Ihr Trost auf Ihrem Sitz? Wir haben gehört, dass man nicht mit dem Rücken zur Tür sitzen soll, also tun Sie das bitte nicht. So schlimm ist die Situation gar nicht. Ich empfinde es als Segen, dass ich aus meiner Entführung nichts gelernt habe, was mich in meinem Alltag behindern könnte. Abgesehen von den Albträumen natürlich.

Schlechte Träume, die mich seit fast vier Jahrzehnten plagen. Entweder schreie ich mich wach oder meine Frau Tati muss mich wecken. Das hat sich erst in den letzten drei Jahren mit dem Start dieses Projekts geändert.

Am 6. März 1981 wurde der zwölfjährige Johannes Erlemann entführt. Jetzt, über 40 Jahre später, haben er und Veronica Ferres ihre Geschichte als spannendes Drama verfilmt. „Dieses Projekt hat mein Leben verändert“, sagt Erlemann im Doppelinterview mit Produzentin Ferres.

Im März 1981 wurde Johannes Erlemann zwei Wochen lang in einem Schuppen in der Rureifel festgehalten. Als die Eltern des Elfenkindes entführt wurden, forderten die Entführer ein Lösegeld von drei Millionen Mark. Andreas, Johannes‘ älterer Bruder, befand sich in einem kritischen Zustand und ihr Vater, Jochem Erlemann, ein global tätiger Investor aus Köln, war kurz zuvor wegen angeblichen Anlagebetrugs inhaftiert worden. Die Erlemanns kratzten das Geld für seine Freilassung zusammen und retteten so das Leben ihres Sohnes.

Heute ist Johannes Erlemann Vater, Medienmanager und zuletzt ausführender Produzent des Dramas „Entführt – 14 Tage überleben“, das am 7. September auf RTL+ und am 14. September um 20:15 Uhr bei RTL Premiere feiert. Die bewegende Inszenierung der Entführung ist Teil des RTL-Pakets, das außerdem eine Doku-Serie, einen Podcast, ein Buch und Magazinbeiträge umfasst.

Im Doppelinterview sprechen Regisseur Johannes Erlemann und die Produzentin des Projekts, Veronica Ferres, über die innovative Kameraführung im Film. Auf ihr Wort ist Verlass: „So etwas gab es noch nie.“ WESTER-KURIER: „Entführt – 14 Tage Überwindung“ erzählt die Geschichte, wie Sie, Herr Erlemann, 1981 im Alter von 14 Jahren entführt wurden.

Wie realistisch ist der Film?

Ein wirklich einmaliger und außergewöhnlicher Film, sagt Johannes Erlemann. Anders als in vielen Fällen, in denen nur Wikipedia-Einträge verfilmt werden, ist das hier nicht der Fall. Wir haben an über 90% der Originalschauplätze gedreht! Ich habe alles, was mir in den zwei Jahren Vorproduktion und Dreharbeiten passiert ist, noch einmal erlebt. Dieses Gefühl vermittelt dieser Film auch gut. Eine 100-prozentige Realitätstreue abzubilden ist unmöglich, aber wir sind der Wirklichkeit wohl so nahe wie nie zuvor.

Veronica Ferres: Wir sind unglaublich nah dran, auch weil Johannes uns Zugang zu so vielen Dokumenten und Berichten, privaten Fotos und privaten Filmen gewährt hat. Wir konnten auf eine ganze Kiste mit Dokumenten zugreifen. So konnten wir zum Beispiel auch die authentischen Erpresserbriefe einsehen.

Erlemann: Das muss man sich erst einmal vorstellen. Briefe des Täters, 40 Jahre alt und mehr! Solche Originale ermöglichten es uns zum Beispiel, die Worte der Gefangenen exakt in der Dokumentation zu verwenden, die wir parallel zum Spielfilm drehten.

Erlemann: Als ich zum ersten Mal verkündete, dass ich das Projekt zu therapeutischen Zwecken nutzen möchte, hatte ich große Angst. Schließlich war ich noch nie bei einem Psychologen. Letztlich kann man wohl sagen, dass es für mich eine Art Konfrontationstherapie war, alles noch einmal durchzumachen.

Wahrscheinlich wären nicht viele Leute bereit gewesen, so etwas noch einmal zu versuchen. Andererseits bin ich sehr traurig, dass wir das Projekt beendet haben.Erlemann: Viele namhafte Produktionen haben bereits Interesse bekundet. Die meisten hätten mir die Geschichte allerdings vorenthalten.

Allerdings stärkte es mein Selbstvertrauen, Veronica als Freundin zu haben und Zeit mit ihr zu verbringen. Nicht jeder ist mit der Fähigkeit geboren, sich so vollkommen auf eine andere Person zu verlassen. Wir wurden enge Freunde. Tatsächlich konnten wir das Projekt sogar noch näher an die Fertigstellung bringen. Es war eine absolut glaubwürdige Aufführung. Diese Produktion fühlte sich wie ein Familienausflug oder eine Klassenfahrt an.

Erlemann: Ein guter Freund von mir hat uns zusammengebracht. Da Veronica am nächsten Morgen einen Live-Auftritt hatte, blieb an dem Abend nicht viel Zeit totzuschlagen. Aus dem ersten 30-minütigen Treffen wurden am Ende mehrere Stunden. Das sagt schon viel. Von Anfang an fühlte es sich an, als wären wir alte Freunde.

Ferres: Deshalb ist die Komplexität von Johannes‘ Geschichte so reizvoll. Ich sagte ihm, dass das, was er schilderte, fast bizarr klinge, und er stimmte mir zu. Das würde niemand glauben. Wie herzzerreißend und unerwartet muss es für eine Mutter sein, zu erfahren, dass der Mann, der einen Sohn entführt hat und dessen anderer Sohn schwer krank ist, derzeit im Gefängnis sitzt.

Erlemann: Irgendwann haben wir beschlossen, dass diese Geschichte verfilmt werden soll. Am Ende waren es so viele Geschichten, dass man sie nicht in einen einzigen Spielfilm hätte packen können. Sonst wäre ein extrem unglaubwürdiger Film entstanden. Manchmal ist die Realität noch lächerlicher als die Fiktion. Komisch ist wohl, dass der Gerichtsbeamte das Geld meiner Eltern nahm und nach Costa Rica verschwand. So etwas passiert wirklich, aber niemand glaubt uns.

Ferres: Deshalb war das Angebot von RTL ideal. Ursprünglich hatten wir geplant, einen abendfüllenden Spielfilm zu drehen. Dann ergab sich dank der Bertelsmann Content Alliance die Möglichkeit, einen fiktionalen Spielfilm, eine Dokumentation, einen Podcast und ein Buch zum Thema zu machen. John sagte sofort: „Diesen Weg gehen wir.“

Erlemann: Ehrlich gesagt komme ich seit 40 Jahren gut ohne Vergangenheitsbewältigung klar. Da sagt man auch so was wie: «Mensch Johannes, du hast dich die ganze Zeit in Schubladen stecken lassen und das hast du wunderbar gemacht!» Ich frage: «Warum sprichst du das jetzt wieder an?»

Der Punkt ist, dass ich den Schuhkarton, in dem ich mich gerade befinde, nicht nur geöffnet, sondern auch auseinandergenommen habe. Ich habe keine Ahnung, wie ich sie in Zukunft wieder in die Kabine bringen soll. Rückblickend wird mir klar, wie sehr ich es bereuen würde, dieses Projekt nicht in Angriff zu nehmen.

Erlemann: Die Entstehung dieses Projekts setzte einen Prozess in Gang, der die Geschichte, wie ich sie kenne, neu schrieb. Ich bin sehr dankbar dafür. Ohne Veronicas Hilfe hätte ich das nicht geschafft. Dieses schicksalhafte Treffen war ein echter Zufall.

Ich wollte mich mit dieser Geschichte nicht selbst auf die Probe stellen. Es ging um viel mehr. Ich habe beispielsweise beim Rollout zunächst nicht RTL priorisiert, aber jetzt, wo ich es getan habe, kann ich nicht in Worte fassen, wie dankbar ich für diesen Kanal bin. Nichts wurde gemacht, ohne mich vorher zu konsultieren. Wie wunderbar!

Für mich, Ferres, war entscheidend, dass alle im Produktionsteam Johannes genauso respektierten wie ich. Erlemann: Es war nicht so, dass ich mich vier Wochen zurückgehalten, die Geschichte erzählt und das Projekt dann jemand anderem übergeben habe. Als ausführender Produzent des Films war es mir wichtig, die schönsten Erinnerungen aller Beteiligten in den endgültigen Schnitt einfließen zu lassen.

Es war wichtig, am Set ein Höchstmaß an Authentizität zu erreichen, insbesondere in den kritischen Szenen. Aus diesem Grund habe ich alles, was passierte, illustriert und demonstriert, zum Beispiel als ich die Freilassung unserer Hauptfigur (Cecilio Andresen, Anm. d. Red.) inszenierte. So etwas hat es noch nie gegeben. Diese Ereignisse kommen dem, was tatsächlich passiert ist, sehr nahe.

Ferres: Dahinter stecken die Ergebnisse jahrelanger Recherche und Johns einzigartige Perspektive. Seine ansteckende Lebensfreude und sein trockener Humor haben mich vom ersten Treffen an überzeugt. Nach allem, was er durchgemacht hat, frage ich mich oft, woher er die Kraft nimmt, weiterzumachen.

Dabei war er schon immer so gewesen: Genau in dem Moment, als Johannes entführt wurde, drückten ihm seine Entführer ein Tuch auf Mund und Nase und schnitten ihm so den Sauerstoff ab. Er änderte abrupt den Gang und schien es nicht zu bemerken.

Ein Traumatherapeut, den wir für die Dokumentation konsultierten, sagte, dass John die Situation gerettet habe, weil er sofort die Kontrolle übernahm, sein Ego losließ und genau wusste, was er tun musste, um dorthin zu gelangen, wo er hin musste. Mit achtzehn Jahren! Seine urwüchsige Kraft hat mich schon immer fasziniert. Deshalb fungiert John auch als Berater für Opfer und Ermittler.

Erlemann: Es stimmt nicht, dass sich alles um mich dreht. Der Film transportiert eine starke Botschaft. Erlemann: Die schlimmsten Zeiten kann man überwinden. Vielen Menschen fällt es schwer, nach einem schweren Verlust oder Trauma wieder Kontakt zu anderen aufzunehmen.

Auch ich habe seit Jahrzehnten kein ernstes Gespräch mit meiner Mutter über unser Schicksal geführt. Mir geht es nicht nur um die Tricks, ich möchte auch, dass die Leute miteinander reden. Ich wünsche mir, dass mehr Opfer versuchen, ihre Traumata konstruktiv zu verarbeiten, statt aufzugeben und sich in Selbstmitleid zurückzuziehen.

Der Film richtet sich auch an Angehörige und Freunde. Schließlich begegnet man einer solchen Geschichte als Außenstehender mit einem großen Gefühl der Hilflosigkeit. Gute Ratschläge haben meist einen hohen Preis. In vielen Fällen ist es bereits von Vorteil, den ersten Schritt auf das Opfer zuzugehen.

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