Prigoschin tot: Prigoschin von Putin an den Rand gedrängt? –Das russische Verteidigungsministerium teilte am Mittwoch mit, es habe Ausrüstung und Waffen der Privatarmee Wagner übernommen. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin wurde seit dem Aufstand Ende Juni nicht mehr öffentlich gesehen. Der Geschäftsmann hatte sich zuvor mehrfach darüber beschwert, das Verteidigungsministerium habe seine Truppen während des Ukraine-Konflikts nicht ausreichend mit Waffen versorgt.
Der Chef der Privatarmee lehnte zudem ein Ultimatum des Verteidigungsministeriums zur Auslieferung seiner Kämpfer ab. Nach Einschätzung von Experten tragen auch die jüngsten Veröffentlichungen über Prigoschins Privatleben zur Entmachtung des Wagner-Chefs bei.
Während des Aufstands wurde die St. Petersburger Villa der Oligarchen durchsucht. Prigoschin ist verheiratet und seine beiden erwachsenen Kinder sind selbst erfolgreiche Unternehmer. Nun erfährt man, dass Wagner dem Verteidigungsministerium 2,5 Tonnen Munition, 20.000 Kleinwaffen und fast 2.000 militärische Ausrüstungsgegenstände lieferte, darunter Hunderte Panzer, Grad-Raketenwerfer, Artilleriesysteme und gepanzerte Mannschaftstransportwagen.
Keines dieser Geräte wurde jemals im Konflikt in der Ukraine verwendet. Ein Video der Waffen und Munition wurde vom Kreml auch auf der Messaging-App Telegram gepostet. Am 24. Juni 2023 führte Jewgeni Prigoschin eine Revolte an, die den Rücktritt von Verteidigungsminister Sergej Schoigu forderte. Der Wagner-Chef hatte es nicht speziell auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin abgesehen. Der Kreml gab daraufhin bekannt, Putin und Prigoschin hätten sich nach einem Abendessen drei Stunden lang in Moskau getroffen.
Gleichzeitig wird das Leben des ehemaligen russischen Militärkommandanten in der Ukraine, General Sergej Surovikin, immer geheimer. Der 56-Jährige wird wegen seiner gnadenlosen Taktiken auch „General Armageddon“ genannt. Surovikin soll Prigoschin näher kommen. Der Moscow Times zufolge wurde der General während des Wagner-Aufstands festgenommen.
Laut einem russischen Abgeordneten, der am Mittwoch auf die Anfrage eines Reporters antwortete, ist der General derzeit im Urlaub. Andrei Kartapolov, Vorsitzender des Duma-Verteidigungsausschusses, fügte hinzu, dass General Surovikin derzeit nicht erreichbar sei.
Zudem soll Generalleutnant Oleg Zozow bei einem Anschlag auf ein Hotel in Berdjansk an der russisch besetzten Südküste der Ukraine, in dem russische Militärkommandeure untergebracht waren, nur knapp dem Tod entgangen sein.
Das russische Verteidigungsministerium wollte seinen Tod zunächst nicht bestätigen. Das berichten Militärblogger auf Telegram. Während es zunächst so aussieht, als würde Prigoschin einer Strafe entgehen, und der Kreml dies bestätigt hat, sind Experten zuversichtlich, dass das Schicksal des Wagner-Chefs besiegelt ist.
Moskau – Wie der Kreml nach dem Wagner-Söldneraufstand in Moskau auf Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin reagieren wird, ist unklar. Auch wenn Präsident Wladimir Putin ihm zunächst mit harten Konsequenzen drohte, ließ er den Wagner-Chef schließlich laufen und leitete ein Gerichtsverfahren gegen ihn ein. Doch Prigoschin muss noch immer um sein Leben kämpfen.
Putin entschuldigt sich nicht bei seinen Angreifern. «Selbst wenn Putin sagt: 'Prigoschin, du gehst nach Weißrussland', ist er immer noch ein Verräter, und ich glaube nicht, dass Putin ihm das jemals verzeihen wird», sagte Jill Dougherty, ehemalige Leiterin des Moskauer Büros von CNN und langjährige Expertin für russische Angelegenheiten. Sie fügte hinzu, dass Prigoschin «in Weißrussland getötet werden wird».
Schon am Samstag soll Putin die Sicherheitsdienste aufgefordert haben, Prigoschin zu «liquidieren», um Straßenschlachten in russischen Städten zu verhindern. Das berichtete am Samstag die unabhängige russische Nachrichtenseite iStories unter Berufung auf eine Quelle innerhalb des Oberkommandos des russischen Militärs. Die «Hauptaufgabe» bestehe darin, Prigoschin «auszulöschen», so die Quelle.
Prigoschins Liquidierung dürfte in Moskau allerdings schwer zu erreichen sein. Solange Prigoschin «irgendeine Unterstützung hat, ist er eine Bedrohung, egal wo er ist», sagt Dougherty. Prigoschins Popularität in Russland und unter Kriegsbefürwortern ist in den letzten Monaten gewachsen.
Laut Tagesschau-Korrespondentin Ina Ruck ist ihre Kritik am russischen Angriff auf die Ukraine auch bei den russischen Fronttruppen angekommen. In den letzten Wochen sei Prigoschin immer pessimistischer geworden, was Russlands Chancen im drohenden Krieg betreffe.
Außerdem zeigen Aufnahmen vom Samstag, dass Prigoschin und die Wagner-Söldner mit Jubel begrüßt wurden. In Rostow wurden zahlreiche Menschen dabei gefilmt, wie sie die Wagner-Kämpfer jubelnd willkommen hießen und ihnen die Hände schüttelten. Laut einem hochrangigen Beamten, der mit ABC News sprach, wurde Prigoschin bei seiner Ankunft in Rostow am Don wie ein Held begrüßt.
The Daily Beast kommt zu dem Schluss, dass dies bei der Entscheidung des Kremls eine Rolle gespielt habe, die Situation unabhängig zu regeln. Einige der in der Analyse verwendeten Daten stammen von den russischen und ukrainischen Konfliktparteien in der Ukraine, insbesondere jene, die sich auf militärische Angelegenheiten beziehen.
Wo ist Prigoschin geblieben? Neue Fragen von Lukaschenkos Sprecher
Spätestens am 26. Juni, 20:00 Uhr: Gerüchten zufolge verließ Jewgeni Prigoschin Russland in Richtung Weißrussland, als der Aufstand der Wagner-Gruppe dort endete.
Dort ist er offenbar noch nicht angekommen. Ein Sprecher des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko sagte der russischen Nachrichtenagentur Fontanka via Telegram: «Es gibt keine derartigen Berichte.» Zwischen Lukaschenko und Prigoschin sei ein Ende des bewaffneten Aufstands ausgehandelt worden.
US-Vizepräsident Joe Biden hat die Möglichkeit einer westlichen Beteiligung am Aufstand der Söldnergruppe Wagner in Russland ausgeschlossen. Biden sagte Reportern im Weißen Haus, der Westen sei für den Aufstand „völlig irrelevant“ und ermutigte Putin nicht, die Schuld auf den Westen und die NATO zu schieben. Er sagte dann, es sei verfrüht, aus den vorläufigen Ergebnissen „endgültige Schlussfolgerungen“ zu ziehen.
Spätestens um 17.30 Uhr am 26. Juni: In seiner ersten Stellungnahme seit dem gescheiterten Aufstand am Wochenende dementierte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin jeden Versuch, einen Machtwechsel im Kreml herbeizuführen. In einer von seinem Pressesprecher übersetzten und per Telegram verschickten Ansprache sagte der 62-Jährige: „Wir wollen Protest demonstrieren und nicht den Starrsinn im Land brechen.“
Prigoschin gab nicht bekannt, wo er sich zu diesem Zeitpunkt aufhielt. Er warf dem russischen Verteidigungsministerium erneut vor, am Freitag zuvor auf Militärstützpunkte der Söldner geschossen zu haben. In diesem Fall behauptet er, dass dreißig Wagner-Kämpfer getötet worden seien.
Prigoschin sagte: „Er beschwerte sich über den russischen Hubschrauberangriff, aber die Russen hatten auf Wagner-Söldner geschossen.“ Auf dem Festland seien allerdings keine Soldaten getötet worden. Aus Angst vor „zu viel Blutvergießen“ hätten sie Moskau nicht bis auf die heutige Distanz von 200 Kilometern erreichen können. Aus diesem Grund sei der „Marsch“ gestoppt worden.
Ihr schneller Aufstand zeigte dem russischen Militär, welche Leistungsfähigkeit von russischen Soldaten in der Ukraine erwartet werden konnte. Wäre die russische Armee eher wie Wagner gewesen, «hätte die spezielle Militäroperation vielleicht nur einen Tag gedauert», wie Prigoschin es formulierte. Darüber hinaus offenbarte die schnelle Vorahnung «erheblich weitverbreitete Sicherheitsprobleme» in Russland.
Ab Montag, 26. Juni, 17.00 Uhr MEZ wollen die britischen Geheimdienste mehr über die Lösung des bewaffneten Aufstands des Wagner-Führers Jewgeni Prigoschin gegen den Kreml erfahren. Die britische Zeitung The Telegraph berichtete unter Berufung auf Sicherheitsquellen in London, russische Sicherheitsdienste hätten die Familien der Wagner-Führer schon vor dem Ende der Meuterei bedroht.
Zudem heißt es in dem Bericht, der russische Präsident Wladimir Putin wolle die Wagner-Kämpfer in die russische Armee «assimilieren» und den Anführer der Gruppe eliminieren. Stand 26. Juni, 14.30 Uhr: Ein russischer Politiker hat im Zuge des bewaffneten Aufstands Wagners eine Änderung des Status der Söldnergruppen gefordert. Wladimir Dschabarow, ehemaliger Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB und heute Mitglied des russischen Föderationsrates, äußerte sich gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti.
Söldnergruppen wie Wagner dürften nicht länger innerhalb Russlands operieren, sondern müssten dies anderswo tun, vor allem in Syrien und Afrika. «Dort müssen sie im Einklang mit den nationalen Interessen Russlands handeln», so Jabarov. In Russland müssten sie jedoch dem Verteidigungsministerium Bericht erstatten: «Nur Gruppen, die einen direkten Vertrag mit dem Verteidigungsministerium haben, dürfen sich auf russischem Boden aufhalten.» Das Ministerium müsse die vollständige Kontrolle über sie haben. Spätestens am 26. Juni.
Juni um 10:45 Uhr. Laut RIA Novosti, der staatlichen Nachrichtenagentur Russlands, ist das Strafverfahren gegen Jewgeni Prigoschin wegen Meuterei noch nicht eröffnet worden. Am Wochenende habe er die Nachricht erhalten, dass die Ermittlungen gegen ihn im Rahmen des Abkommens, das den Marsch auf Moskau beendete, eingestellt würden. Außerdem RIA auf Telegram: Eine Quelle in der Generalstaatsanwaltschaft teilte RIA Novosti mit: „Das Strafverfahren gegen Prigoschin wurde nicht eröffnet.“